Lucas Cranach d.Ä.
Joachim Camerarius
Die heute existierenden Werke über Lucas Cranach d. Ä. erwähnen das Bildnis eines bärtigen Mannes ohne Hut. 1539 (Öl auf Holz, 61 x 40 cm. Sammlung Cramer, s’Gravenhage) nicht; da es sich in Privatbesitz befindet, wird es auch selten abgebildet. In der Werkausgabe von Max Friedländer und J. Rosenberg nimmt es die Nr. 417 ein. Dort hat es den Zusatz, daß möglicherweise Cranachs gleichnamiger Sohn daran beteiligt war. Die Experten sind sich nicht einig geworden, welchem der beiden Künstler sie das Werk zuschreiben sollen. Das Bild ist aber über der Schulter des Dargestellten mit der charakteristischen Flügelschlange Cranachs d. Ä. versehen bzw. dadurch signiert. Doch da der Sohn dieses Zeichen seit 1538 ebenfalls benutzen durfte, bleibt die Frage des eigentlichen Urhebers weiterhin offen.
Zur Identifizierung des Dargestellten führte bisher kein Weg. Dabei gibt der Künstler nicht nur die Jahreszahl der Entstehung des Portraits an, 1539, sondern setzte auch die Altersangabe AETATIS SVAE XXXIX (39 Jahre) ins Bild. Ob es sich bei dem Mann um einen Kaufmann oder einen Akademiker handelt, ist zunächst nicht leicht zu entscheiden; der Kleidung nach zu urteilen handelt es sich aber wohl um ein Humanistenportrait.
Die ungerade Altersangabe wurde wohl gewählt, um das Geburtsjahr, das auf den den Jahrhundertbeginn fiel, herauszustreichen. Grenzt man die vielen dieses Jahrgangs auf spätere Humanisten ein, bleibt ein reichliches Dutzend an infrage kommenden Personen übrig. ´Siebt´ man diese Namen, indem man sie mit dem ausführlichen Verzeichnis von Werner Schade mit den Personen aus Cranachs Umfeld abgleicht, bleiben zwei Anwärter für das Portrait übrig:
Joachim Camerarius (12.4.1500 Bamberg─17.4.1574 Leipzig) und Philipp Engelbrecht (ca. 1499─1528).
Letzterer kam aber schon 1528 beim Schwimmen in einem reißenden Fluß um und wurde von vielen Humanisten betrauert, so auch von Erasmus von Rotterdam (s. Beitrag Cranach d.Ä., Engelbrecht).
Bei Camerarius (ursprünglicher Name: Camermaister) bietet sich die sonst relativ seltene Möglichkeit, das Portrait mit einem Holzschnitt aus Bechstein: 200 Deutsche Männer (1854, Tafel 131) zu vergleichen. Es gibt eine Reihe von Übereinstimmungen: das Geburtsjahr, der geteilte Vollbart und der freie Kopf d.h. er beteiligte sich offenbar nicht an dem von den Humanisten fast durchweg getragenen Barett-Modell. Allerdings wird der inzwischen gealterte Camerarius in dem Holzschnitt mit wesentlich längerem Bart gezeigt, während das Gemälde ihn noch mit einem, wohl modischen, fast horizontal abschließenden Bart wiedergibt, der um die Zeit bei Cranach häufig vorkommt. Außerdem gibt es einen Portraitstich von Theodor de Bry. Ob dieser, später entstandene Stich authentisch ist, darf bezweifelt werden, da er einen nahezu beliebigen Bärtigen zeigt. Ähnlich verhält es sich mit einer Portraitmedaille eines Künstlers aus der Heidegger-Gruppe (Habich Nr. 3262 S. 475) im Profil nach rechts von 1559. ^
Überhaupt war Camerarius ein eigenständiger Mensch, was sich sowohl in seinem latinisierten Namen ausdrückt, als auch in seinem Verzicht auf seinen Adelsnamen; seine Familie nannte sich Kammermeister. Sein adliger Vater war zum Kanzler von Bamberg aufgestiegen. Das verschaffte Camerarius bei seiner Karriere einen Vorsprung, zumindest wirtschaftlich.
1512 ließ er sich in Leipzig immatrikulieren. Sein Interesse galt der Philologie, so ausgeprägt, daß er auch Griechisch lernte. 1518 wechselte er nach Erfurt und legte dort seinen Magister ab. Ab 1521 gab er Vorlesungen an der jungen Universität Wittenberg; er las über den römischen Rhetoriker Quintilian. Die griechische Sprache führte ihn mit Philipp Melanchthon (1497─1560) zusammen. Beide schlossen Freundschaft fürs Leben. Camerarius begleitete Melanchthon bis in dessen Heimat nach Bretten und fuhr von dort weiter nach Basel, um Erasmus von Rotterdam kennenzulernen. Diesem übergab er mitgebrachte Briefe von Martin Luther und Heinrich Stromer (s. Beitrag Kulmbach, Stromer); das war damals der sicherste Postweg. Doch Erasmus scheint Camerarius kritisch gesehen zu haben. In Brief 2495 schreibt er über Camerarius: »Bei Joachimus sieht man mehr Bemühen als Natur. Es können eben nicht alle alles«.
1524/25 trafen ihn und seinen Bruder die Auswirkungen des Bauernkriegs schwer; das elterliche Schloß in Aurach wurde völlig zerstört. 1526 wurde Camerarius zum Rektor der neugegründeten Lateinschule, der Oberen Schule, im früheren Kloster St. Egidien in Nürnberg berufen, die jahrhundertelang ihr hohes Ansehen halten konnte. Im 19. Jahrhundert leitete sie eine längere Zeit (1808─1816) der Philosoph G. W. F. Hegel (1770─1831). 1527 heiratete Camerarius standesgemäß: Anna, die Tochter des Martin Truchsess von Grünsberg. Auf dem Reichstag von Augsburg 1530 wurde Graf Ulrich von Württemberg auf ihn aufmerksam und engagierte ihn für die Reorganisation der Universität Tübingen. Mehrfach wurde er dort Dekan der Artisten und auch Rektor. »Seine Wirksamkeit bestand hauptsächlich in Erklärung römischer Schriftsteller, womit er Anleitung zu eigenen Ausarbeitungen verband, überdies nahm er an den allgemeinen Universitäts-Angelegenheiten sehr thätigen Antheil«. (Klüpfel S. 32). Von Statur soll er groß gewesen sein; außerdem wird berichtet, daß er immer wieder gesundheitlich aussetzen mußte.
Als leidenschaftlicher Philologe edierte er eine ganze Anzahl Texte antiker Autoren: u.a. Homer und Sophokles, Cicero und Plautus, sowie spätgriechische Astrologen. »Seine Wirksamkeit bestand hauptsächlich in Erklärung römischer Schriftsteller, womit er Anleitungen zu eigenen Ausarbeitungen verband«, meinte Klüpfel (S. 32/33) und fuhr fort. »Schade daß Tübingen ihn nicht lange besitzen durfte«. Camerarius schrieb aber auch eigene Werke über Grammatik und Stil sowie neulateinische Gedichte, darunter eines zu seinem eigenen Ableben. Klüpfels Wertung lautet: »… an klassischer Bildung einer der ersten seiner Zeit, ein beliebter und geschmackvoller Schriftsteller«. Seiner Vielseitigkeit entsprachen Biographien (zu Eobanus Hesse und Melanchthon) und historiographische Werke über die Böhmischen Brüder und den Schmalkaldischen Krieg, die aber erst nach 1600 im Druck erscheinen konnten. Selbstverständlich führte er ausgedehnte Korrespondenzen, darunter gelegentlich mit Erasmus von Rotterdam. Davon ist ein großer Teil noch gar nicht aufgearbeitet. Als er sich wegen einer Syntax-Edition des Varennius die Kritik des verehrten Erasmus einhandelte, reagierte er 1535 gelassen mit einer Schrift Erratum, in der er allen großen Männern einräumte, auch mal einen Fehler zu machen.
Seine dauerhafteste Leistung aber war wohl die originelle Veröffentlichung SYMBOLORVM ET EMBLEMATVM EX RE HERBARIA UNA COLLECTA , eine 1590 in Nürnberg erschienene Sammlung metaphorischer Bedeutungen von Pflanzen, aber auch Tieren. Sie ist eines der Grundlagenwerke der sog. Emblematik, einer ästhetischen Mode zwischen Kunst und Literatur, die damals begann und sich über gut zwei Jahrhunderte erstreckte. Weil immer wieder auf dieses Werk zurückgegriffen wird, wurde es sogar 1986 in Graz fotomechanisch nachgedruckt.
Aus den überlieferten Lebensdaten ist nicht erkennbar, was Camerarius zum Portraitauftrag veranlaßte. Anzunehmen ist jedoch, daß eines seiner Ämter der Auslöser dazu war. 1544 wurde er an der Hohen Schule Leipzig Rektor. Bei dem großen zeitlichen Abstand zur Gegenwart ist es erstaunlich, daß sich bis heute in den evangelischen Gesangbüchern (Nr. 366) ein, ursprünglich lateinisch gedichteter Choral von Camerarius erhalten hat: Wenn wir in höchsten Nöten sein….
© Christoph Wilhelmi, Stuttgart 2014
Literatur
Melchior Adam: Vitae Germanorum. Frankfurt/Heidelberg 1615-20
Max J. Friedländer/Jakob Rosenberg: Die Gemälde von Lucas Cranach. Basel/Boston/Stuttgart 1979
Ilse Günther. In: Contemporaries of Erasmus. Toronto/Buffalo/London 1985
Georg Habich: Die Deutschen Schaumünzen. II, 2 München 1972
Karl Klüpfel: Geschichte und Beschreibung der Universität Tübingen. Aalen 1977
Cornelis Reedijk: The poems of Desiderius Erasmus. Leiden 1956
Werner Schade: Die Malerfamilie Cranach. Dresden 1974
Bildnachweise
CranachDigitalArchive PRIVATE_NONE-P087 (28.5.2017)
Holzschnitt:
http://portrait.kaar.at/200Deutsche/image24.html (5.2.2014)
Radierung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Camerarius_der_%25C3%2584ltere&h=1501&w=1012&sz=517&tbnid=-DYxAHts-w5IVM:&tbnh=90&tbnw=61&zoom=1&usg=__GfhK6JojZFhgFCIA4gQMHj3KP">http://www.google.de/imgres?imgurl=http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6d/Joachim_Camerarius.jpg&imgrefurl=http://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Camerarius_der_%25C3%2584ltere&h=1501&w=1012&sz=517&tbnid=-DYxAHts-w5IVM:&tbnh=90&tbnw=61&zoom=1&usg=__GfhK6JojZFhgFCIA4gQMHj3KP (5.2.2014)
Anmerkung
Im CranachDigitalArchive hat das Portrait die Kennung
PRIVATE_NONE-P087. Der Inhalt wurde noch nicht aktualisiert.
siehe auch: CRANACH · 40 Portraits aufgeklärt S. 115
Joachim Camerarius
Die heute existierenden Werke über Lucas Cranach d. Ä. erwähnen das Bildnis eines bärtigen Mannes ohne Hut. 1539 (Öl auf Holz, 61 x 40 cm. Sammlung Cramer, s’Gravenhage) nicht; da es sich in Privatbesitz befindet, wird es auch selten abgebildet. In der Werkausgabe von Max Friedländer und J. Rosenberg nimmt es die Nr. 417 ein. Dort hat es den Zusatz, daß möglicherweise Cranachs gleichnamiger Sohn daran beteiligt war. Die Experten sind sich nicht einig geworden, welchem der beiden Künstler sie das Werk zuschreiben sollen. Das Bild ist aber über der Schulter des Dargestellten mit der charakteristischen Flügelschlange Cranachs d. Ä. versehen bzw. dadurch signiert. Doch da der Sohn dieses Zeichen seit 1538 ebenfalls benutzen durfte, bleibt die Frage des eigentlichen Urhebers weiterhin offen.
Zur Identifizierung des Dargestellten führte bisher kein Weg. Dabei gibt der Künstler nicht nur die Jahreszahl der Entstehung des Portraits an, 1539, sondern setzte auch die Altersangabe AETATIS SVAE XXXIX (39 Jahre) ins Bild. Ob es sich bei dem Mann um einen Kaufmann oder einen Akademiker handelt, ist zunächst nicht leicht zu entscheiden; der Kleidung nach zu urteilen handelt es sich aber wohl um ein Humanistenportrait.
Die ungerade Altersangabe wurde wohl gewählt, um das Geburtsjahr, das auf den den Jahrhundertbeginn fiel, herauszustreichen. Grenzt man die vielen dieses Jahrgangs auf spätere Humanisten ein, bleibt ein reichliches Dutzend an infrage kommenden Personen übrig. ´Siebt´ man diese Namen, indem man sie mit dem ausführlichen Verzeichnis von Werner Schade mit den Personen aus Cranachs Umfeld abgleicht, bleiben zwei Anwärter für das Portrait übrig:
Joachim Camerarius (12.4.1500 Bamberg─17.4.1574 Leipzig) und Philipp Engelbrecht (ca. 1499─1528).
Letzterer kam aber schon 1528 beim Schwimmen in einem reißenden Fluß um und wurde von vielen Humanisten betrauert, so auch von Erasmus von Rotterdam (s. Beitrag Cranach d.Ä., Engelbrecht).
Bei Camerarius (ursprünglicher Name: Camermaister) bietet sich die sonst relativ seltene Möglichkeit, das Portrait mit einem Holzschnitt aus Bechstein: 200 Deutsche Männer (1854, Tafel 131) zu vergleichen. Es gibt eine Reihe von Übereinstimmungen: das Geburtsjahr, der geteilte Vollbart und der freie Kopf d.h. er beteiligte sich offenbar nicht an dem von den Humanisten fast durchweg getragenen Barett-Modell. Allerdings wird der inzwischen gealterte Camerarius in dem Holzschnitt mit wesentlich längerem Bart gezeigt, während das Gemälde ihn noch mit einem, wohl modischen, fast horizontal abschließenden Bart wiedergibt, der um die Zeit bei Cranach häufig vorkommt. Außerdem gibt es einen Portraitstich von Theodor de Bry. Ob dieser, später entstandene Stich authentisch ist, darf bezweifelt werden, da er einen nahezu beliebigen Bärtigen zeigt. Ähnlich verhält es sich mit einer Portraitmedaille eines Künstlers aus der Heidegger-Gruppe (Habich Nr. 3262 S. 475) im Profil nach rechts von 1559. ^
Überhaupt war Camerarius ein eigenständiger Mensch, was sich sowohl in seinem latinisierten Namen ausdrückt, als auch in seinem Verzicht auf seinen Adelsnamen; seine Familie nannte sich Kammermeister. Sein adliger Vater war zum Kanzler von Bamberg aufgestiegen. Das verschaffte Camerarius bei seiner Karriere einen Vorsprung, zumindest wirtschaftlich.
1512 ließ er sich in Leipzig immatrikulieren. Sein Interesse galt der Philologie, so ausgeprägt, daß er auch Griechisch lernte. 1518 wechselte er nach Erfurt und legte dort seinen Magister ab. Ab 1521 gab er Vorlesungen an der jungen Universität Wittenberg; er las über den römischen Rhetoriker Quintilian. Die griechische Sprache führte ihn mit Philipp Melanchthon (1497─1560) zusammen. Beide schlossen Freundschaft fürs Leben. Camerarius begleitete Melanchthon bis in dessen Heimat nach Bretten und fuhr von dort weiter nach Basel, um Erasmus von Rotterdam kennenzulernen. Diesem übergab er mitgebrachte Briefe von Martin Luther und Heinrich Stromer (s. Beitrag Kulmbach, Stromer); das war damals der sicherste Postweg. Doch Erasmus scheint Camerarius kritisch gesehen zu haben. In Brief 2495 schreibt er über Camerarius: »Bei Joachimus sieht man mehr Bemühen als Natur. Es können eben nicht alle alles«.
1524/25 trafen ihn und seinen Bruder die Auswirkungen des Bauernkriegs schwer; das elterliche Schloß in Aurach wurde völlig zerstört. 1526 wurde Camerarius zum Rektor der neugegründeten Lateinschule, der Oberen Schule, im früheren Kloster St. Egidien in Nürnberg berufen, die jahrhundertelang ihr hohes Ansehen halten konnte. Im 19. Jahrhundert leitete sie eine längere Zeit (1808─1816) der Philosoph G. W. F. Hegel (1770─1831). 1527 heiratete Camerarius standesgemäß: Anna, die Tochter des Martin Truchsess von Grünsberg. Auf dem Reichstag von Augsburg 1530 wurde Graf Ulrich von Württemberg auf ihn aufmerksam und engagierte ihn für die Reorganisation der Universität Tübingen. Mehrfach wurde er dort Dekan der Artisten und auch Rektor. »Seine Wirksamkeit bestand hauptsächlich in Erklärung römischer Schriftsteller, womit er Anleitung zu eigenen Ausarbeitungen verband, überdies nahm er an den allgemeinen Universitäts-Angelegenheiten sehr thätigen Antheil«. (Klüpfel S. 32). Von Statur soll er groß gewesen sein; außerdem wird berichtet, daß er immer wieder gesundheitlich aussetzen mußte.
Als leidenschaftlicher Philologe edierte er eine ganze Anzahl Texte antiker Autoren: u.a. Homer und Sophokles, Cicero und Plautus, sowie spätgriechische Astrologen. »Seine Wirksamkeit bestand hauptsächlich in Erklärung römischer Schriftsteller, womit er Anleitungen zu eigenen Ausarbeitungen verband«, meinte Klüpfel (S. 32/33) und fuhr fort. »Schade daß Tübingen ihn nicht lange besitzen durfte«. Camerarius schrieb aber auch eigene Werke über Grammatik und Stil sowie neulateinische Gedichte, darunter eines zu seinem eigenen Ableben. Klüpfels Wertung lautet: »… an klassischer Bildung einer der ersten seiner Zeit, ein beliebter und geschmackvoller Schriftsteller«. Seiner Vielseitigkeit entsprachen Biographien (zu Eobanus Hesse und Melanchthon) und historiographische Werke über die Böhmischen Brüder und den Schmalkaldischen Krieg, die aber erst nach 1600 im Druck erscheinen konnten. Selbstverständlich führte er ausgedehnte Korrespondenzen, darunter gelegentlich mit Erasmus von Rotterdam. Davon ist ein großer Teil noch gar nicht aufgearbeitet. Als er sich wegen einer Syntax-Edition des Varennius die Kritik des verehrten Erasmus einhandelte, reagierte er 1535 gelassen mit einer Schrift Erratum, in der er allen großen Männern einräumte, auch mal einen Fehler zu machen.
Seine dauerhafteste Leistung aber war wohl die originelle Veröffentlichung SYMBOLORVM ET EMBLEMATVM EX RE HERBARIA UNA COLLECTA , eine 1590 in Nürnberg erschienene Sammlung metaphorischer Bedeutungen von Pflanzen, aber auch Tieren. Sie ist eines der Grundlagenwerke der sog. Emblematik, einer ästhetischen Mode zwischen Kunst und Literatur, die damals begann und sich über gut zwei Jahrhunderte erstreckte. Weil immer wieder auf dieses Werk zurückgegriffen wird, wurde es sogar 1986 in Graz fotomechanisch nachgedruckt.
Aus den überlieferten Lebensdaten ist nicht erkennbar, was Camerarius zum Portraitauftrag veranlaßte. Anzunehmen ist jedoch, daß eines seiner Ämter der Auslöser dazu war. 1544 wurde er an der Hohen Schule Leipzig Rektor. Bei dem großen zeitlichen Abstand zur Gegenwart ist es erstaunlich, daß sich bis heute in den evangelischen Gesangbüchern (Nr. 366) ein, ursprünglich lateinisch gedichteter Choral von Camerarius erhalten hat: Wenn wir in höchsten Nöten sein….
© Christoph Wilhelmi, Stuttgart 2014
Literatur
Melchior Adam: Vitae Germanorum. Frankfurt/Heidelberg 1615-20
Max J. Friedländer/Jakob Rosenberg: Die Gemälde von Lucas Cranach. Basel/Boston/Stuttgart 1979
Ilse Günther. In: Contemporaries of Erasmus. Toronto/Buffalo/London 1985
Georg Habich: Die Deutschen Schaumünzen. II, 2 München 1972
Karl Klüpfel: Geschichte und Beschreibung der Universität Tübingen. Aalen 1977
Cornelis Reedijk: The poems of Desiderius Erasmus. Leiden 1956
Werner Schade: Die Malerfamilie Cranach. Dresden 1974
Bildnachweise
CranachDigitalArchive PRIVATE_NONE-P087 (28.5.2017)
Holzschnitt:
http://portrait.kaar.at/200Deutsche/image24.html (5.2.2014)
Radierung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Camerarius_der_%25C3%2584ltere&h=1501&w=1012&sz=517&tbnid=-DYxAHts-w5IVM:&tbnh=90&tbnw=61&zoom=1&usg=__GfhK6JojZFhgFCIA4gQMHj3KP">http://www.google.de/imgres?imgurl=http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6d/Joachim_Camerarius.jpg&imgrefurl=http://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Camerarius_der_%25C3%2584ltere&h=1501&w=1012&sz=517&tbnid=-DYxAHts-w5IVM:&tbnh=90&tbnw=61&zoom=1&usg=__GfhK6JojZFhgFCIA4gQMHj3KP (5.2.2014)
Anmerkung
Im CranachDigitalArchive hat das Portrait die Kennung
PRIVATE_NONE-P087. Der Inhalt wurde noch nicht aktualisiert.
siehe auch: CRANACH · 40 Portraits aufgeklärt S. 115