Erstveröffentlichung
Hans Schäufelein
Sixtus Oelhafen
Ein weiteres Portrait von Hans Schäufelein (1480/85─1538/40) gelangte 1937 in die National Gallery, Washington (Öl auf Lw. 39,8 x 32,3 cm. Andrew Mellon Collection Nr. 1937.1.66) und wurde kaum erwähnt, weil hier nicht nur der Name des Dargestellten fehlt, sondern keine Beigabe vorhanden ist, aus der Schlüsse auf die Person gezogen werden können. Einzig der gelb-weiß-graue Schulterpelz (?) zeigt an, daß es sich hier um einen gut situierten Mann handelt. Aber auch sein Alter läßt sich schwer einschätzen, und zudem fehlt eine Datierung. Die Enststehung des Portraits wird um 1507 angenommen.
Bei dieser Sachlage ergab sich anfänglich kein gangbarer Weg, um den Porträtierten zu identifizieren, bis zufällig eine Vergleichsabbildung in der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbütttel auftauchte: A 15264/65.
Es ist eines der vielen Portraits, welche ein späterer Stecher, in diesem Fall I. A(lexander) Böner, fertigte und zur Aufwertung seiner Arbeit mit dem Dürer-Monogramm AD ausstattete. Der hier Dargestellte trägt zwar eine andere Barettform, jedoch ebenfalls schulterlange Haare und einen entsprechenden, leicht schattierten Schulterpelz. Auch der Halsansatz ist bei beiden Personen relativ weit offen. Entscheidend ist jedoch die übereinstimmende Mimik. Während andere vornehme Nürnberger sich gepflegt präsentierten, ist Schäufeleins Auftraggeber etwas ruppig ins Bild gesetzt; auch die schulterlangen Haare wirken nicht sonderlich gepflegt. Obwohl der Stich (20 x 11,8 cm) angeblich von 1503 sein soll (aller Wahrscheinlichkeit nach wurde er zurückdatiert), ist hier das auch im Gemälde erkennbare Doppelkinn stärker ausgeprägt.
Der Stich liefert nun in dem angedeuteten Sockel die Angaben, welche bei Schäufelein fehlen, vor allem den Namen: Sixt(us) Oelhafen von und zu Schölenbach. Er hatte also, wie viele Patrizier in Nürnberg, sich ein Gut im Umfeld von Nürnberg gekauft und nannte sich daher auch: Oelhafen von Schöllenbach. Sein Geburtsjahr wird mit 1466 vermutet, sein Sterbejahr ist 1539. Somit hätte er mit ca. 41 Jahren sein Portrait malen lassen (bisher wurde er eher auf 35 Jahre taxiert). Geboren wurde er als Sohn des Georg Oelhafen ( + 1485), der in Wolfenbüttel als Patrizier und Ratsherr in Nördlingen erwähnt wird. Sixtus Oelhafen jedoch gelang es trotz seiner 1.Ehe 1501 mit Anna Pfinzing von Henfenfeld (1480─1506) nicht, in die ratsfähige Oberschicht von Nürnberg aufgenommen zu werden, und auch nicht, als er 1508 Barbara Riester von Kornburg (+1540) heiratete. Allerdings bekam er erst 1519 das Nürnberger Bürgerrecht und war dann zeitweiliger Genannter.
Unter den Reichsstädten spielte Nürnberg eine herausgehobene Rolle. Die Reichskleinodien lagerten dort auf der Burg unter Bewachung eines kaiserlichen Burggrafen, sozusagen exterritorial. Deswegen gelangte das Reichsschultheißenamt 1385 an Nürnberg; die Burg wurde 1427 an die Stadt abgestossen. In diesem Amt waren dem Kaiser direkt unterstellte Beamte tätig. Einer von diesen war der Sekretär beim Reichsgericht Oelhafen und zwar unter Maximilian I. und Karl V. Er trug lt. Inschrift im Stich auch die Titel CONSILIAR und LEGATUS, d.h. er war kaiserlicher Rat und Diplomat. Vergleicht man mit Portraits anderer Räte und Sekretäre, hätte man diese Eigenschaften allerdings nicht unbedingt im Schäufelein-Portrait vermutet. Er zeigte sich offen für Reformen und lernte Martin Luther 1521 persönlich in Worms kennen.
Außer den beiden Heiraten sind keine nennenswerten Ereignisse aus dem Leben Oelhafens bekannt geblieben. Er zog es offenbar vor, seine Aufgaben ohne Aufhebens abzuwickeln.
© Christoph Wilhelmi Stuttgart 2016
Literatur
John Oliver Hand: German Paintings of the fifteenth through seventeenth Centuries. Washington 1995
Bildnachweise
John Oliver Hand: German Paintings of the fifteenth through seventeenth Centuries. Washington 1995 S. 163
Die Porträtsammlung der Herzog August Bibliothek. Wolfenbüttel. Reihe A. Bd. 17 Nr. A 15265
Hans Schäufelein
Sixtus Oelhafen
Ein weiteres Portrait von Hans Schäufelein (1480/85─1538/40) gelangte 1937 in die National Gallery, Washington (Öl auf Lw. 39,8 x 32,3 cm. Andrew Mellon Collection Nr. 1937.1.66) und wurde kaum erwähnt, weil hier nicht nur der Name des Dargestellten fehlt, sondern keine Beigabe vorhanden ist, aus der Schlüsse auf die Person gezogen werden können. Einzig der gelb-weiß-graue Schulterpelz (?) zeigt an, daß es sich hier um einen gut situierten Mann handelt. Aber auch sein Alter läßt sich schwer einschätzen, und zudem fehlt eine Datierung. Die Enststehung des Portraits wird um 1507 angenommen.
Bei dieser Sachlage ergab sich anfänglich kein gangbarer Weg, um den Porträtierten zu identifizieren, bis zufällig eine Vergleichsabbildung in der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbütttel auftauchte: A 15264/65.
Es ist eines der vielen Portraits, welche ein späterer Stecher, in diesem Fall I. A(lexander) Böner, fertigte und zur Aufwertung seiner Arbeit mit dem Dürer-Monogramm AD ausstattete. Der hier Dargestellte trägt zwar eine andere Barettform, jedoch ebenfalls schulterlange Haare und einen entsprechenden, leicht schattierten Schulterpelz. Auch der Halsansatz ist bei beiden Personen relativ weit offen. Entscheidend ist jedoch die übereinstimmende Mimik. Während andere vornehme Nürnberger sich gepflegt präsentierten, ist Schäufeleins Auftraggeber etwas ruppig ins Bild gesetzt; auch die schulterlangen Haare wirken nicht sonderlich gepflegt. Obwohl der Stich (20 x 11,8 cm) angeblich von 1503 sein soll (aller Wahrscheinlichkeit nach wurde er zurückdatiert), ist hier das auch im Gemälde erkennbare Doppelkinn stärker ausgeprägt.
Der Stich liefert nun in dem angedeuteten Sockel die Angaben, welche bei Schäufelein fehlen, vor allem den Namen: Sixt(us) Oelhafen von und zu Schölenbach. Er hatte also, wie viele Patrizier in Nürnberg, sich ein Gut im Umfeld von Nürnberg gekauft und nannte sich daher auch: Oelhafen von Schöllenbach. Sein Geburtsjahr wird mit 1466 vermutet, sein Sterbejahr ist 1539. Somit hätte er mit ca. 41 Jahren sein Portrait malen lassen (bisher wurde er eher auf 35 Jahre taxiert). Geboren wurde er als Sohn des Georg Oelhafen ( + 1485), der in Wolfenbüttel als Patrizier und Ratsherr in Nördlingen erwähnt wird. Sixtus Oelhafen jedoch gelang es trotz seiner 1.Ehe 1501 mit Anna Pfinzing von Henfenfeld (1480─1506) nicht, in die ratsfähige Oberschicht von Nürnberg aufgenommen zu werden, und auch nicht, als er 1508 Barbara Riester von Kornburg (+1540) heiratete. Allerdings bekam er erst 1519 das Nürnberger Bürgerrecht und war dann zeitweiliger Genannter.
Unter den Reichsstädten spielte Nürnberg eine herausgehobene Rolle. Die Reichskleinodien lagerten dort auf der Burg unter Bewachung eines kaiserlichen Burggrafen, sozusagen exterritorial. Deswegen gelangte das Reichsschultheißenamt 1385 an Nürnberg; die Burg wurde 1427 an die Stadt abgestossen. In diesem Amt waren dem Kaiser direkt unterstellte Beamte tätig. Einer von diesen war der Sekretär beim Reichsgericht Oelhafen und zwar unter Maximilian I. und Karl V. Er trug lt. Inschrift im Stich auch die Titel CONSILIAR und LEGATUS, d.h. er war kaiserlicher Rat und Diplomat. Vergleicht man mit Portraits anderer Räte und Sekretäre, hätte man diese Eigenschaften allerdings nicht unbedingt im Schäufelein-Portrait vermutet. Er zeigte sich offen für Reformen und lernte Martin Luther 1521 persönlich in Worms kennen.
Außer den beiden Heiraten sind keine nennenswerten Ereignisse aus dem Leben Oelhafens bekannt geblieben. Er zog es offenbar vor, seine Aufgaben ohne Aufhebens abzuwickeln.
© Christoph Wilhelmi Stuttgart 2016
Literatur
John Oliver Hand: German Paintings of the fifteenth through seventeenth Centuries. Washington 1995
Bildnachweise
John Oliver Hand: German Paintings of the fifteenth through seventeenth Centuries. Washington 1995 S. 163
Die Porträtsammlung der Herzog August Bibliothek. Wolfenbüttel. Reihe A. Bd. 17 Nr. A 15265