Erstveröffentlichung

Bartholomäus Bruyn d. Ä.
Gabriel Mattencloit


12.15 Bruyn-dÄ-Mattencloit 240WDieses zierliche Gemälde von Barthel Bruyn d. Ä. Unbekannter junger Mann von 22 Jahren (Tempera und Öl auf Eiche, 33,7 x 26,4 cm, oben gerundet. 1545 datiert) tauchte vor Jahren im Kunsthandel (in Münster) auf und ist deshalb bei Westhoff-Krummacher nicht verzeichnet. Das Stadtmuseum Wesel hat das Bild erworben (SMW Nr. 01/9). Über den Dargestellten ist nur bekannt, was auf dem ursprünglichen Rahmen verzeichnet ist, daß er im Entstehungsjahr des Bildnisses 22 Jahre alt war. Er gab es offenbar in Auftrag, weil er stolz war, in jungen Jahren bereits eine angesehene Position erreicht zu haben.

Der junge Mann ist schwarz gekleidet und trägt ein lockeres dunkles Barett. Er muß 1545 ein ansehnliches Auskommen gehabt haben, denn er trägt ein plissiertes weißes Hemd und gepflegte Kleidung ─ und er konnte sich leisten, sein Portrait malen zu lassen. In der Rechten hält er fast demonstrativ ein Paar Handschuhe. Offenbar wollte er damit sein Arbeitsgebiet andeuten: Verhandlungen zu führen. Denkbar wäre eine Anstellung als Verwaltungsbeamter. In der Linken hält er einen nicht definierbaren grünen Zweig. Daraus läßt sich schließen, daß er Heiratsabsichten hatte und ein Brautwerbebild brauchte. Daß es ein vergleichsweise kleines Format hatte, entspricht wohl seinen wirtschaftlichen Verhältnissen. Ein Fingerring ist nicht zu sehen; also verfügte er nicht über Grundbesitz.

Die Aufschrift auf dem vergoldeten Originalrahmen verrät durch Abzug des Alters vom Datum, daß die Person 1523 geboren wurde. Da Bruyn als Porträtist den Raum des Erzbistums Köln belieferte, muß der Dargestellte in diesem Raum beheimatet gewesen sein. Tatsächlich finden sich unter den Prominenten dieses Gebietes einige, deren Jahrgang infrage kommt. Vom Habitus her gesehen kommen jedoch Adlige, Priester und Kanoniker nicht in Betracht. Dieser Aussonderungsprozess führte zu dem Kanzleisekretär Gabriel Mattencloit, geboren 1523.

Über seine Jugend ist nichts bekannt. Es wird angenommen, daß er das Gymnasium besuchte und danach bereits eine Anstellung in der jülichschen Kanzlei in Düsseldorf fand. Das Herzogtum Jülich-Kleve-Berg wurde in der Zeit von Wilhelm von Cleve (-Mark-Jülich-Berg, 1516─1592) geführt. Über ein Studium Mattencloits liegen keine Angaben vor, nur daß er als Archivar eingesetzt wurde und damit den Rang eines Sekretärs hatte. »Die hier genannten Sekretäre erlangten jedoch keinen großen persönlichen Einfluß auf die herzogliche Politik, da sie durch die Dominanz der einflußreichen Räte politisch stärker im Hintergrund blieben…« (Kloosterhuis S. 411).

Mattencloits Lebenslauf zeichnet sich erst ab 1540 deutlicher ab. Von den Handschuhen her zu schliessen ist, daß er auch im Außendienst tätig war d.h. externe Verhandlungen zu führen hatte. Seine Umsicht scheint vom Herzog geschätzt worden zu sein, denn Mattencloit führte das offizielle Tagebuch der Herrschaft Kleve zwischen 1550/60. Immerhin gehörte er zu den Erasmianern, die sich um Reformen in Kirche und Staat bemühten (vgl. Beitrag Bruyn, Frechen).

Daß Mattenclott geheiratet hat, ist vermerkt, nur nicht wann. So ist auch der Name der Braut leider nicht bekannt. In der Dorfgeschichte von Jöllenbeck im Ravensberger Land wird er als Landschreiber erwähnt. Mit 70 Jahren ist Mattencloit 1593 gestorben.

Literatur
Elisabeth Kloosterhuis: Erasmusjünger als politische Reformer : Humanismusideal und Herrschaftspraxis am Niederrhein im 16. Jahrhundert. Köln/Weimar/Wien 2006
Annekatrein Löw (Hg.): Bartholomäus Bruyn. Die Sammlung im Städtischen Museum Wesel. Wesel 2002
Hildegard Westhoff-Krummacher: Barthel Bruyn der Ältere als Bildnismaler. Berlin 1965
http://www.geocities.ws/dorfgeschichte/joellenbeck_Hof_Kassing_im_Ravensberger_Urbar.htm (24.2.2014)

Bildnachweis
Annekatrein Löw (Hg.): Bartholomäus Bruyn. Die Sammlung im Städtischen Museum Wesel. Wesel 2002