Christoph Wilhelmi „Dürers Burgen“

Dürer-Umschlag»Ein feste Burg …« lautet der Beginn eines berühmten Liedes von Martin Luther und bildet zugleich eine Metapher des Protestantismus. Albrecht Dürer bekannte sich frühzeitig und offen zur Reformation Luthers; doch es erscheint fraglich, ob die zahlreichen Burgansichten im Hintergrund seiner Holzschnitte und Kupferstiche diese reformatorische Begründung haben. Eher läßt sich eine Passage im Alten Testament (Psalm 91) als versteckte Absicht des Künstlers heranziehen: »meine Zuversicht, meine Burg…«, die Dürer motiviert haben könnte. Schließlich war er stolzer Nürnberger Bürger (sein Vater war erst aus Ungarn eingewandert), und Nürnbergs Stadtbefestigung selbst bildete mit seinen vielen Türmen im Mauerring eine gewaltige Burg. Dürer wuchs in Franken auf, das man durchaus als ein Burgenland bezeichnen kann.
Nur wenige Burgendarstellungen Dürers sind authentische Ansichten wie Arco und Segonzano, beides Aquarelle, die erplein-air malte. Inwieweit seine druckgraphischen Darstellungen von Burgen sich an damals vorhandene Bauten anlehnen, oder von Dürer frei erfunden wurden, ließ sich bisher nicht aufklären. Mit großer Wahrscheinlichkeit schuf Dürer aber mehr Burgenskizzen als nur die beiden rheinischen Burgen... Auch G. Ulrich Grossmann vermutet: »Er [Dürer] muß sich einen Fundus aus Architekturzeichnungen von hoher Genauigkeit geschaffen haben, die er als Grundlage … nutzte«. Aber sein Faible für Burgen ist offensichtlich, wenn man seine Druckgraphik einbezieht. Eigentümlicherweise ´verstecken´ sich sogar die meisten Burgen in figürlichen Graphiken und dort oft in solchen mit religiöser Thematik. Hier konnte Dürer offenbar seiner Phantasie bzw. Motiv-Kombinatorik freien Lauf
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