Anmerkung zu Portraits des Manierismus / Aktuell Nr. 10 Juli 2016

Lange Zeit wurde der Manierismus gegenüber der als klassisch empfundenen Renaissance abgewertet, da er angeblich Verfallserscheinungen zeige gegenüber dem historisch optimistischen Menschenbild der Renaissance (Lexikon der Kunst). Nunmehr wurde versucht, die Originalität und Kreativität des Manierismus durch eine Ausstellung maniera herauszuarbeiten und zu dokumentieren. Dabei tauchten selten gezeigte Portraits auf, darunter einige namenlose. Gerade der Umstand spornte an, diesen Personen auf die Spur zu kommen, um zu erfahren, mit wem die Künstler in Verbindung standen. Durch die Aufdeckung von vier bisher namenlosen Portraits wurde jetzt begreiflicher, was Vasari in seinen Viten schilderte.

Den Begriff Künstlergruppen bringt man zeitlich in der Regel erst in Zusammenhang mit dem 19. und 20. Jahrhundert. Aber wie es Vasari überliefert hat, taten sich einige junge Florentiner zu einer solchen Künstlergruppe zusammen. Aus seinen Viten ist zu entnehmen, daß sich aus der beruflichen Arbeit heraus um den etwas älteren Andrea del Sarto eine solche Gruppe bildete: die Scuola d’Annunziata. Der Name rührt daher, daß er selbst 1513 für die Klosterkirche das Fresco Die Vermählung der Maria malte, den zweiten Auftrag des Klosters aber seinem jüngeren Freund Rosso Fiorentino überließ. Außerdem hatte Franciabigio mit Andrea del Sarto (1486─1530) eine Ateliergemeinschaft; sie schufen manche Fresken gemeinsam. Der vierte im Bunde war Pontormo.

Christoph Wilhelmi, Juli 2016