Erstveröffentlichung
Hans Mielich
Maria Magdalena Nopp


08-Magda-Nopp-240Hans Mielich: Magdalena Nopp. 1540Doch damit ist die Liste der positiven Nebeneffekte (s. Beitrag Mielich: Hieronymus Nopp) der Identifikation des Paarbildes noch nicht abgeschlossen. Zugleich mit Mielichs Portrait of a man wurde auch das Seitenstück Portrait of a woman im Toledo Art Museum Portrait of a Woman (Öl auf Holz, 74,9 x 65,1 cm. 1540 datiert), nämlich als die Frau des Hieronymus Nopp, Maria Magdalena, identifiziert. Allem Anschein nach war sie eine Erzgebirglerin bzw. stammte aus dem Umkreis von Zwickau, wo Nopps Heirat vor 1536 stattfand. Urkunden davon haben sich nicht mehr auftreiben lassen. Damals war die Stadt die größte in Kursachsen und stand wegen des ergiebigen Bergbaus in Blüte. 17 km südöstlich vor der Stadt befinden sich die Reste des romanischen Schloß Hartenstein, einer Grenzfeste der Sachsen, die 1570 baulich verändert wurde. Es ist nicht ausgeschlossen, daß diese Burganlage in dem Fensterausblick gemeint ist. Dieser erscheint als Hommage an Altdorfer und ist fast aus der Vogelschau gemalt. Das Portrait weist außerdem eine starke Ähnlichkeit im Bildaufbau und in der Ausführung auf zu der ebenfalls 1540 von Mielich porträtierten Apollonia Ligsalz geb. Ridler, insbesondere in der Art des Ausblicks in die Landschaft (Alte Pinakothek München Nr.12).

08.02-Mielich Magda. Nopp Fenster 240Zur Erklärung der im Portrait von Frau Nopp befindlichen Burganlage kämen dauch die 10 km südwestlich der Stadt liegenden Burgen Alt- und Neu-Schönfels aus der Spätgotik infrage. Letztere wurde 1524 erbaut und mit zwei Rundtürmen versehen, jedoch auch nach dem Zeitpunkt des Bildes 1540 baulich verändert. Auch diese könnte Vorbild gewesen sein. 

Leider gibt es keine Unterlagen in Zwickau, die noch Rückschlüsse zulassen, ob Frau Nopp von Bediensteten der Burg abstammte, oder gar eine verarmte Adlige war, wie Luthers Frau Katharina von Bora. So ist eher ersteres anzunehmen. Im Gemälde erstreckt sich vor der Burg eine Ebene, in der vorn ein Gehöft mit einem Ziehbrunnen zu sehen ist. Vielleicht ist daher die Annahme zutreffend, daß Frau Nopp von einem Bauernhof stammte. 

Mit der Identifizierung von Maria Magdalena Nopp wird auf diese Weise die Reihe der Partnerinnen von Reformatoren um ein interessantes Gesicht erweitert.

© Christoph Wilhelmi, Stuttgart 2014

                                                                                                                                                                      
Literatur

Martin Angerer/Heinrich Wanderwitz (Hg.): Regensburg im Mittelalter. Regensburg 1995
Hartmut Boockmann. In: Martin Luther und die Reformation in Deutschland. Frankfurt 1983
Hans Buchheit: Landshuter Tafelgemälde … Leipzig 1907
D. Martin Luthers Werke. Bd. 39. 2. Abt. Weimar u.a. 1964, S.233 ff.
Kurt Löcher: Hans Mielich (1516─1573). Bildnismaler in München. Berlin 2002
European Paintings. The Toledo Museum of Art. Toledo 1976
Matthias Freitag: Kleine Regensburger Stadtgeschichte. Regensburg 2007 S. 104ff
Felix Mader (Hg.): Die Kunstdenkmäler der Oberpfalz. XXII. Stadt Regensburg II. Die Kirchen der Stadt. München 1933 S. 194ff.
Die Baugeschichte der Neupfarrkirche wird hier detailliert dargestellt.

Alexander von Reitzenstein. In: Reclams Kunstführer Bayern Nord Franken Oberpfalz. Stuttgart 1983
Jürgen Roloff. In: Reclams Bibellexikon. Stuttgart 1978
wikipedia.org/wiki/Neupfarrkirche_(Regensburg) (14.10.2012)
Wittenberger Ordiniertenbuch 1537─1560. Hg. Georg Buchwald. Leipzig 1894  S.32

Bildnachweise

European Paintings. The Toledo Museum of Art. Toledo 1976
http://de.wikipedia.org/wiki/Neupfarrkirche_%28Regensburg%29  (14.10.2012)

Matthias Freitag: Kleine Regensburger Stadtgeschichte. Regensburg 2007
Hartmut Boockmann. In: Martin Luther und die Reformation in Deutschland. Frankfurt 1983  S. 70/71