Unbekannter Künstler
Iacopo d’Antonio

71.35-Iacopo-dAntonio240Im großen Medaillenschatz des Münzkabinetts, Berlin, befindet sich als Nr. 240 (Bronze, vergoldet. 6,5/6,57 cm) ein schöner Profilkopf nach rechts. Der junge Mann trägt eine cappa, unter der wallendes Haar bis auf die Schultern fällt. In Höhe des Halses stehen links die Initialen A und rechts I. Am Rand der Medaille läuft eine Devise um, deren Text lautet: PRESSIT AMOR VT AMANS LOCQVERER (die Liebe drängt, daß ein Liebender sich ausspricht).

Hill hat die Medaille der Bologneser Schule zugeteilt, »ohne davon restlos überzeugt zu sein« (Lore Börner S. 70). Offenbar fand sich bisher keine Auflösung der Initialen. So blieb der Auftraggeber selbst unbekannt.

Es hat lange gedauert, doch noch eine Lösung für die Medaille zu finden. Es scheint so, als ob der Sohn des berühmten Künstlers Antonella da Messina (ca. 1430─1479) dafür infrage käme: Iacopo di Antonio. Daß er als Maler ausgebildet wurde, entspricht den damals üblichen Werkstattbetrieben, bei denen ein Sohn die Werkstatt zu übernehmen hatte. Iacopos Professionalität wurde auch amtlich bestätigt, obwohl man ansonsten wenig über ihn weiß. Das frühste Zeugnis überhaupt ist das Testament seines Vaters, das einige Tage nach dem Tod Antonellos da Messina eröffnet und testiert wurde.

Darin wird der Sohn zum Universalerben eingesetzt, obwohl er noch Geschwister hatte. Zehn Tage nach dem Datum wird I A vom Amt als discretus magister bezeichnet. Außerdem wird er aufgefordert, die unvollendet gebliebenen Bilder seines Vaters zu beenden. Vermutlich hatte er vorher in der väterlichen Werkstatt gearbeitet. Erhalten blieb nur eine Notiz von 1480 zum Gemälde Madonna con il bambino, das der Accademia Carrara, Bergamo, gehört. Darin wird als Urheber ´Anto.lli filiu(s) no. humani pictoris´ bezeichnet, wie Toesca 1911 ermittelt hat.

Da die Kombination der Anfangsbuchstaben A und I in Registern von Renaissance-Persönlichkeiten nur selten vorkommt, scheint die Identifikation der Bildnismedaille zutreffend vor allem, weil die umlaufende Devise eine Brautwerbung zum Ausdruck bringt. Aus den wenigen Lebensdaten von Iacopo di Antonio geht hervor, daß er mit Mattia di Giovanni Policio verheiratet war; ein Heiratsdatum ist jedoch nicht überliefert, so daß die Medaille nicht auf ein Jahr zu datieren ist. Er war allerdings schon vor dem Tod des Vaters verheiratet. Demnach wäre die Medaille mit ´vor 1480´ einzustufen.

© Christoph Wilhelmi, Stuttgart 2024

Literatur
Lore Börner: Münzkabinett Berlin. Die italienischen Medaillen der Renaissance und des Barock. Berlin 1997
F. Sricchia Santoro. In: Dizionario Biografico degli Italiani. Vol. 33. Roma 1987
F. Susinno: Le vite de’pittori messinesi. 1724

Bildnachweis
Lore Börner: Münzkabinett Berlin. Die italienischen Medaillen der Renaissance und des Barock. Berlin 1997 S. 70