Peter Paul Rubens
Johan van Oldenbarnevelt
Als namenloses, undatiertes Portrait gelangte dieses Bildnis (Öl auf Lw. 54 x 39 cm) von Peter Paul Rubens (1577 ─ 1640) 2018 zur Auktion beim südafrikanischen Auktionshaus Stephan Welz & Co, Johannesburg. Es stammte 1932 aus dem Besitz des deutsch-jüdischen Pharmazeuten Oskar Skaller, kam 1932 und 1935 erneut in Berlin unter den Hammer und wurde damals von dem jüdischen Arzt Hans Langer erworben, der 1939 aus Deutschland nach Südafrika flüchtete. Nun wurde es 2023 vom Auktionshaus Bonhams versteigert.
In lebensvoller Manier ist ein ca. 60 jähriger, vollbärtiger Mann dargestellt, der den Betrachter beäugt ─ offensichtlich ein Charakterkopf. Scharfes Licht fällt von links auf das Haupt, so daß die linke Augenhöhle verschattet ist. Der lange blonde Bart wird auf der Halskrause liebevoll wie auf einem Tablett dargeboten. Die Halskrause ist ähnlich lässig gemalt wie im Rubens-Portrait des Cornelis van der Geest (National Gallery, London NG 52 von 1619/20).
Das relativ kleine Portrait erscheint als spontan entstandene Ölskizze; Das kleine Format und fehlende Angaben deuten darauf hin (vgl. bei Tintoretto), daß es sich um ein privates Portrait gehandelt hat, das nicht zum Verkauf vorgesehen war. Es sind jedenfalls Halskrause und Bart zügig ausgeführt. Von daher hat Wilhelm von Bode, Direktor der Gemäldegalerie in Berlin, es 1927 als originales Werk von Peter Paul Rubens bezeichnet. 1935 hat der Rubens-Kenner Ludwig Burchard Bodes Einstufung bestätigt, wenn auch später widerrufen.
Leider fehlt bei wikipedia eine Datierung des Gemäldes; außerdem wird dort nur ein Ausschnitt wiedergegeben. Der schmalköpfige Mann trägt eine steil ansteigende, großzügig gefältelte Halskrause. Daraus ist zu schließen, daß es sich um einen damaligen Würdenträger handelt: einen Vertreter des Landadels oder eher einen Juristen der Verwaltung. Sein Haar und Bart enthalten nur wenige weiße Haare, so daß er mehr den sechziger Lebensjahren angehört als den siebzigern.
Bei der Suche nach einem Vergleichsbild wies ein Portrait des Künstlers Michiel van Mierevelt (1567 ─ 1641) die Richtung. Es gehört zum Bestand des Rijksmuseum, Amsterdam (SK-A-257), und zeigte nach früherer Annahme den Landesadvocat Johan van Oldenbarnevelt aus den Jahren 1616 - 1641. Die gegenüber Rubens konventionelle Bildauffassung van Mierevelts stimmt in Bezug auf Vollbart und Nase zwar mit Rubens charakteristischem Werk in etwa überein; aber Rubens bringt in seine Ölskizze durch die Betonung der Diagonale und vor allem die Durcharbeitung sein empathisches Temperament stark ein, wie es sich beispielsweise in der Ausgestaltung des rechten Ohrs zeigt.
Nun handelt es sich bei der Person Johan van Oldenbarnevelt (1547 ─ 1619) nicht um einen der vielen Juristen aus den damals nach Unabhängigkeit strebenden niederländischen Territorien, sondern eine profilierte protestantische Persönlichkeit an der Spitze der separatistischen holländischen Staaten mit dem Ehrentitel pensionnaire und bei Rubens um einen einflußreichen, sich auch politisch einbringenden Exponenten aus Antwerpen d.h. unter den Habsburger Regenten der südlichen, katholischen Niederlande. Somit stellt sich spontan die Frage: Ist nicht eigentlich ein Zusammentreffen dieser beiden Personen aus so feindlichen politischen Lagern in Zeiten des 80jährigen Krieges (1568-1648) in den Niederlanden von vornherein auszuschließen?
Die aufständischen Provinzen waren keineswegs einheitlich organisiert; im Norden waren treibende Kräfte die Provinzen Holland und Seeland. Der dem Landadel entstammende Oldenbarnevelt versuchte sozusagen, in seiner Person eine Zentralregierung zu repräsentieren. Mit Wilhelm von Oranien, der sich stark an Frankreich anlehnte, stimmte er zumeist überein. »Das ist gewiß, daß er bald nach seinem Eintritt eines der mächtigsten und einflußreichsten Mitglieder der Staaten war, in allen Verhandlungen ebenso behend als fest auftrat, seine Politik im großen Ganzen der des Oraniers anpaßte und zu dessen festesten Stützen in Holland gehörte« (Pieter Lodewijk Müller).
Doch nach dessen Ermordung 1583 rückte Moritz von Oranien (1567 ─ 1625) an dessen Stelle, der sich überwiegend im Süden d.h. im Kampfgebiet aufhielt. Oldenbarnevelt »ward als solcher in die Regierungsgeschäfte und namentlich in die Versammlung der Staaten von Holland eingeführt. Es war eben die Zeit, wo dieser eine gewaltige Machtvermehrung zufiel, weil der Prinz von Oranien die [Provinz] Holland verließ, um sich im Süden des Landes an die Spitze der Gegner Spaniens zu stellen« (Müller).
Oldenbarnevelt verfügte über »jene diplomatische Gewandtheit, die ihm bald einen hervorragenden Rang unter den Staatsmännern der Zeit sichern sollte« (Müller). Jedoch auf Grund seiner Machtfülle und der konfessionell noch gemischten Bevölkerung traten immer wieder immer auch Widersacher gegen Oldenbarnevelt auf, vor allem Aersens van Sommerdyck. Auslöser war dabei die Ungeniertheit seiner Amtsführung; »eben das machte es seinen Gegnern so leicht, ihn zu verleumden, ihn der Bestechlichkeit, ja des Landesverraths anzuklagen, er gab sich dadurch Blößen, die auf's Eifrigste benutzt wurden« (Müller). »Das ist gewiß, daß er bald nach seinem Eintritt eines der mächtigsten und einflußreichsten Mitglieder der Staaten war, in allen Verhandlungen ebenso behend als fest auftrat, seine Politik im großen Ganzen der des Oraniers anpaßte und zu dessen festesten Stützen in Holland gehörte« (Müller).
Die auf Kampf und Sieg orientierten Calvinisten waren jedoch irritiert, daß sich Oldenbarnevelt aktiv um einen Waffenstillstand mit den Spaniern bemühte. Dabei spielte eine Rolle, daß er zur Konfession der Arminianer gehörte, die Religionsgemeinschaft der sog. Redemptoristen, die Jakobus Arminius (1560 ─ 1609) gegründet hatte. Sie bildeten eine Minderheit und mußten im Rahmen der Arminianischen Streitigkeiten ab 1619 das Land verlassen (etliche siedelten sich auf Einladung des Herzogs von Schleswig in Friedrichstadt bei Husum an).
Nun ist anzunehmen, daß im Zuge verdeckter Friedensverhandlungen Oldenbarnevelt in den Jahren um 1609 mit Peter Paul Rubens zusammentraf. Dieser war politisch engagiert und ─ teils offiziell, teils inoffiziell ─ in ähnlicher Absicht durch Friedensbemühungen diplomatisch aktiv. Der Künstler und Autor der Teutschen Academie, Joachim von Sandrart (1606 ─ 1688) schrieb von Rubens (S. 292): » … alda er sich … wegen seiner Wolredenheit / unterschiedlichen Sprachen und höflichen Wandels bey jederman in hohes Ansehen kommen ist. Zumal weil eben damals ganz Niderland unter dem Schatten des Friedens / mit Reichtum ausgefüllet /und zugleich mit der Liebe zur Kunst angestecket wurde…«.
Ferner schrieb Joseph Eduard Wesselyüber Rubens: » R. war nun viel in die Politik hineingezogen und wurde seit 1627 fast nur Diplomat. Er wurde zu verschiedenen geheimen Unterhandlungen verwendet und war meist auf Reisen. In England wie in Spanien lobte man seine Ehrlichkeit und Tüchtigkeit als Vermittler in den schwierigsten Unterhandlungen« (Müller). Es ist jedoch anzunehmen, daß Rubens nicht, wie Wessely meint, erst 1627 diplomatisch tätig wurde.
»Oldenbarnevelt war weit entfernt ein Republikaner nach unseren heutigen Begriffen zu sein; nichts war ihm mehr zuwider als ein Eingreifen der seiner Ansicht nach unberechtigten Bürger in die Leitung der Geschäfte: wenn er auch Alles für das Volk thun wollte« (Müller). In ähnlichem Sinne war auch Rubens tätig. Das Portrait von Oldenbarnevelt dürfte um 1609 entstanden sein und läßt Rubens Hochachtung für diesen Politiker deutlich erkennen.
An den Hardlinern scheiterten jedoch Vermittlungsversuche, und gegen Odenbarnevelt wurde ein Prozeß eingeleitet, der 1619 mit seiner Hinrichtung endete. »Doch er [O.] war, wie er selber auf dem Schaffot sagte, kein Landesverräther, sondern ein treuer Patriot, der mehr als 40 Jahre dem Land Holland und den Niederlanden dazu treu gedient hatte« (Müller). Der Nachlaß von Oldenbarnevelt wurde vom Gericht beschlagnahmt, aber während des Prozeß auseinandergerissen und ist nur unvollständig erhalten. Die Folge war, daß sein ´Bild in der Geschichte´ sich nicht eindeutig klären läßt, weil die Akten dezimiert sind. Infolgedessen liegt auch keine detailliert dokumentierende Biographie von ihm vor.
© Christoph Wilhelmi, Stuttgart 2023
Literatur
Frankfurter Allgemeine Zeitung 29.7.2023: Gabriela von Wallenberg/Nils Büttner: Oskar Skaller
Pieter Lodewijk Müller: Johann von Oldenbarnevelt. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.20. Berlin 1887
Joachim von Sandrart: Teutsche Academie der Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste. Frankfurt 1768
Joseph Eduard Wessely: Peter Paul Rubens. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.29. Berlin 1889
Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenshaften und Künste. Bd. 25. 1731-1754 Spalte 1127 ff
Bildnachweise
https://www.antiquestradegazette.com/news/2018/rubens-portrait-emerges-at-south-african-auction-house/ (15.3.2023)
https://dehttps://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/bd/Michiel_Jansz_van_Mierevelt_%28atelier%29_-_Johan_van_Oldenbarnevelt.jpg/470px-Michiel_Jansz_van_Mierevelt_%28atelier%29_-_Johan_van_Oldenbarnevelt.jpg (15.3.2023)
Johan van Oldenbarnevelt
Als namenloses, undatiertes Portrait gelangte dieses Bildnis (Öl auf Lw. 54 x 39 cm) von Peter Paul Rubens (1577 ─ 1640) 2018 zur Auktion beim südafrikanischen Auktionshaus Stephan Welz & Co, Johannesburg. Es stammte 1932 aus dem Besitz des deutsch-jüdischen Pharmazeuten Oskar Skaller, kam 1932 und 1935 erneut in Berlin unter den Hammer und wurde damals von dem jüdischen Arzt Hans Langer erworben, der 1939 aus Deutschland nach Südafrika flüchtete. Nun wurde es 2023 vom Auktionshaus Bonhams versteigert.
In lebensvoller Manier ist ein ca. 60 jähriger, vollbärtiger Mann dargestellt, der den Betrachter beäugt ─ offensichtlich ein Charakterkopf. Scharfes Licht fällt von links auf das Haupt, so daß die linke Augenhöhle verschattet ist. Der lange blonde Bart wird auf der Halskrause liebevoll wie auf einem Tablett dargeboten. Die Halskrause ist ähnlich lässig gemalt wie im Rubens-Portrait des Cornelis van der Geest (National Gallery, London NG 52 von 1619/20).
Das relativ kleine Portrait erscheint als spontan entstandene Ölskizze; Das kleine Format und fehlende Angaben deuten darauf hin (vgl. bei Tintoretto), daß es sich um ein privates Portrait gehandelt hat, das nicht zum Verkauf vorgesehen war. Es sind jedenfalls Halskrause und Bart zügig ausgeführt. Von daher hat Wilhelm von Bode, Direktor der Gemäldegalerie in Berlin, es 1927 als originales Werk von Peter Paul Rubens bezeichnet. 1935 hat der Rubens-Kenner Ludwig Burchard Bodes Einstufung bestätigt, wenn auch später widerrufen.
Leider fehlt bei wikipedia eine Datierung des Gemäldes; außerdem wird dort nur ein Ausschnitt wiedergegeben. Der schmalköpfige Mann trägt eine steil ansteigende, großzügig gefältelte Halskrause. Daraus ist zu schließen, daß es sich um einen damaligen Würdenträger handelt: einen Vertreter des Landadels oder eher einen Juristen der Verwaltung. Sein Haar und Bart enthalten nur wenige weiße Haare, so daß er mehr den sechziger Lebensjahren angehört als den siebzigern.
Bei der Suche nach einem Vergleichsbild wies ein Portrait des Künstlers Michiel van Mierevelt (1567 ─ 1641) die Richtung. Es gehört zum Bestand des Rijksmuseum, Amsterdam (SK-A-257), und zeigte nach früherer Annahme den Landesadvocat Johan van Oldenbarnevelt aus den Jahren 1616 - 1641. Die gegenüber Rubens konventionelle Bildauffassung van Mierevelts stimmt in Bezug auf Vollbart und Nase zwar mit Rubens charakteristischem Werk in etwa überein; aber Rubens bringt in seine Ölskizze durch die Betonung der Diagonale und vor allem die Durcharbeitung sein empathisches Temperament stark ein, wie es sich beispielsweise in der Ausgestaltung des rechten Ohrs zeigt.
Nun handelt es sich bei der Person Johan van Oldenbarnevelt (1547 ─ 1619) nicht um einen der vielen Juristen aus den damals nach Unabhängigkeit strebenden niederländischen Territorien, sondern eine profilierte protestantische Persönlichkeit an der Spitze der separatistischen holländischen Staaten mit dem Ehrentitel pensionnaire und bei Rubens um einen einflußreichen, sich auch politisch einbringenden Exponenten aus Antwerpen d.h. unter den Habsburger Regenten der südlichen, katholischen Niederlande. Somit stellt sich spontan die Frage: Ist nicht eigentlich ein Zusammentreffen dieser beiden Personen aus so feindlichen politischen Lagern in Zeiten des 80jährigen Krieges (1568-1648) in den Niederlanden von vornherein auszuschließen?
Die aufständischen Provinzen waren keineswegs einheitlich organisiert; im Norden waren treibende Kräfte die Provinzen Holland und Seeland. Der dem Landadel entstammende Oldenbarnevelt versuchte sozusagen, in seiner Person eine Zentralregierung zu repräsentieren. Mit Wilhelm von Oranien, der sich stark an Frankreich anlehnte, stimmte er zumeist überein. »Das ist gewiß, daß er bald nach seinem Eintritt eines der mächtigsten und einflußreichsten Mitglieder der Staaten war, in allen Verhandlungen ebenso behend als fest auftrat, seine Politik im großen Ganzen der des Oraniers anpaßte und zu dessen festesten Stützen in Holland gehörte« (Pieter Lodewijk Müller).
Doch nach dessen Ermordung 1583 rückte Moritz von Oranien (1567 ─ 1625) an dessen Stelle, der sich überwiegend im Süden d.h. im Kampfgebiet aufhielt. Oldenbarnevelt »ward als solcher in die Regierungsgeschäfte und namentlich in die Versammlung der Staaten von Holland eingeführt. Es war eben die Zeit, wo dieser eine gewaltige Machtvermehrung zufiel, weil der Prinz von Oranien die [Provinz] Holland verließ, um sich im Süden des Landes an die Spitze der Gegner Spaniens zu stellen« (Müller).
Oldenbarnevelt verfügte über »jene diplomatische Gewandtheit, die ihm bald einen hervorragenden Rang unter den Staatsmännern der Zeit sichern sollte« (Müller). Jedoch auf Grund seiner Machtfülle und der konfessionell noch gemischten Bevölkerung traten immer wieder immer auch Widersacher gegen Oldenbarnevelt auf, vor allem Aersens van Sommerdyck. Auslöser war dabei die Ungeniertheit seiner Amtsführung; »eben das machte es seinen Gegnern so leicht, ihn zu verleumden, ihn der Bestechlichkeit, ja des Landesverraths anzuklagen, er gab sich dadurch Blößen, die auf's Eifrigste benutzt wurden« (Müller). »Das ist gewiß, daß er bald nach seinem Eintritt eines der mächtigsten und einflußreichsten Mitglieder der Staaten war, in allen Verhandlungen ebenso behend als fest auftrat, seine Politik im großen Ganzen der des Oraniers anpaßte und zu dessen festesten Stützen in Holland gehörte« (Müller).
Die auf Kampf und Sieg orientierten Calvinisten waren jedoch irritiert, daß sich Oldenbarnevelt aktiv um einen Waffenstillstand mit den Spaniern bemühte. Dabei spielte eine Rolle, daß er zur Konfession der Arminianer gehörte, die Religionsgemeinschaft der sog. Redemptoristen, die Jakobus Arminius (1560 ─ 1609) gegründet hatte. Sie bildeten eine Minderheit und mußten im Rahmen der Arminianischen Streitigkeiten ab 1619 das Land verlassen (etliche siedelten sich auf Einladung des Herzogs von Schleswig in Friedrichstadt bei Husum an).
Nun ist anzunehmen, daß im Zuge verdeckter Friedensverhandlungen Oldenbarnevelt in den Jahren um 1609 mit Peter Paul Rubens zusammentraf. Dieser war politisch engagiert und ─ teils offiziell, teils inoffiziell ─ in ähnlicher Absicht durch Friedensbemühungen diplomatisch aktiv. Der Künstler und Autor der Teutschen Academie, Joachim von Sandrart (1606 ─ 1688) schrieb von Rubens (S. 292): » … alda er sich … wegen seiner Wolredenheit / unterschiedlichen Sprachen und höflichen Wandels bey jederman in hohes Ansehen kommen ist. Zumal weil eben damals ganz Niderland unter dem Schatten des Friedens / mit Reichtum ausgefüllet /und zugleich mit der Liebe zur Kunst angestecket wurde…«.
Ferner schrieb Joseph Eduard Wesselyüber Rubens: » R. war nun viel in die Politik hineingezogen und wurde seit 1627 fast nur Diplomat. Er wurde zu verschiedenen geheimen Unterhandlungen verwendet und war meist auf Reisen. In England wie in Spanien lobte man seine Ehrlichkeit und Tüchtigkeit als Vermittler in den schwierigsten Unterhandlungen« (Müller). Es ist jedoch anzunehmen, daß Rubens nicht, wie Wessely meint, erst 1627 diplomatisch tätig wurde.
»Oldenbarnevelt war weit entfernt ein Republikaner nach unseren heutigen Begriffen zu sein; nichts war ihm mehr zuwider als ein Eingreifen der seiner Ansicht nach unberechtigten Bürger in die Leitung der Geschäfte: wenn er auch Alles für das Volk thun wollte« (Müller). In ähnlichem Sinne war auch Rubens tätig. Das Portrait von Oldenbarnevelt dürfte um 1609 entstanden sein und läßt Rubens Hochachtung für diesen Politiker deutlich erkennen.
An den Hardlinern scheiterten jedoch Vermittlungsversuche, und gegen Odenbarnevelt wurde ein Prozeß eingeleitet, der 1619 mit seiner Hinrichtung endete. »Doch er [O.] war, wie er selber auf dem Schaffot sagte, kein Landesverräther, sondern ein treuer Patriot, der mehr als 40 Jahre dem Land Holland und den Niederlanden dazu treu gedient hatte« (Müller). Der Nachlaß von Oldenbarnevelt wurde vom Gericht beschlagnahmt, aber während des Prozeß auseinandergerissen und ist nur unvollständig erhalten. Die Folge war, daß sein ´Bild in der Geschichte´ sich nicht eindeutig klären läßt, weil die Akten dezimiert sind. Infolgedessen liegt auch keine detailliert dokumentierende Biographie von ihm vor.
© Christoph Wilhelmi, Stuttgart 2023
Literatur
Frankfurter Allgemeine Zeitung 29.7.2023: Gabriela von Wallenberg/Nils Büttner: Oskar Skaller
Pieter Lodewijk Müller: Johann von Oldenbarnevelt. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.20. Berlin 1887
Joachim von Sandrart: Teutsche Academie der Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste. Frankfurt 1768
Joseph Eduard Wessely: Peter Paul Rubens. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.29. Berlin 1889
Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenshaften und Künste. Bd. 25. 1731-1754 Spalte 1127 ff
Bildnachweise
https://www.antiquestradegazette.com/news/2018/rubens-portrait-emerges-at-south-african-auction-house/ (15.3.2023)
https://dehttps://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/bd/Michiel_Jansz_van_Mierevelt_%28atelier%29_-_Johan_van_Oldenbarnevelt.jpg/470px-Michiel_Jansz_van_Mierevelt_%28atelier%29_-_Johan_van_Oldenbarnevelt.jpg (15.3.2023)