Peter Paul Rubens

Anthonis van Dyck

063.04 Rembrandt-A-van-Dyck-240Spontaneität war bei Peter Paul Rubens eine dominante Eigenschaft. Sie führte zu einer Fülle an Ölskizzen von seiner Hand. Glücklicherweise haben viele die Zeiten überdauert; im Corpus Rubenianum sind sie in zwei Bänden zusammengefaßt und kommentiert. Zu ihnen zählt auch Head Study of a Young Man, Looking Down to the Left (No. 34a Corpus Rubenianum. Ölskizze 43 x 34,9 cm. Privatbesitz UK). Das Werk wurde als Skizze nicht datiert und signiert, denn sie war nicht zum Verkauf bestimmt.

Eigentümlicherweise blieb der Dargestellte bisher unerkannt. Leicht vorgebeugt schaut ein Malereleve auf sein Werk herunter, während seine nur schwach angedeutete Rechte den Pinsel vor die linke Schulter hält. Auch bei diesem Kopf hat Rubens die etwas ungeordneten Locken meisterhaft hingeworfen. Das kleine Bild könnte schon 1617 entstanden sein, denn das ist das Jahr von Anthonis van Dycks (1599 ─ 1641) Eintritt in die Rubens-Werkstatt. Rubens war dieser begabte Schüler höchst willkommen.

063.04 A-van-Dyck NEBAnthonis van Dyck Selbstbildnis 1621/22Die Identifikation der Skizze fällt insofern leicht, als van Dycks Physiognomie von ihm selbst relativ bald danach in dem Selbstbildnis von 1621/22 (Öl auf Lw. 81,5 x 69,5 cm. Alte Pinakothek, München Nr. 405) dokumentiert ist. Dieses ist zwar farblich zurückhaltender,
aber die Neigung des Kopfes ist ganz ähnlich. Letzte Zweifel werden von der Frisur, dem für van Dyck charakteristischen Lockenkopf, beseitigt. Insgesamt ist die Arbeitsweise des Meisters jedoch kraftvoller, durchbluteter.

© Christoph Wilhelmi, Stuttgart 2023

Literatur
Corpus Rubenianum. Study Heads I. London/Turnhout 2020 Figures No. 34a

Bildnachweis
Corpus Rubenianum No. 34a, Abb. 107
Christopher White: Anthonis van Dyck. London 2021 S. 66