Frans Pourbus d. Ä.
Johann Olearius

97.02-Pourbus-Olearius 240Für die damalige Zeit etwas ungewöhnlich legte Frans Pourbus d. Ä. (1545─1581) das Portraitpaar eines Ehepaars hochoval an (Öl auf Eiche jeweils 45 x 32 cm. Gemäldegalerie, Berlin Nr. 683). Da außer der Physiognomie nur die Ansätze der Schultern sichtbar sind, schien eine Identifikation des Paars eigentlich als unmöglich.

Bei Frans Pourbus d. Ä. gehören die Portraits zum Spätwerk, denn er starb 1581. Die Tafel des Mannes ist ANo 1579 datiert, die der zugehörigen Frau 1580. Daß es sich bei beiden um Personen aus der Stadt Antwerpen handeln muß, erscheint selbstverständlich, denn Pourbus verbrachte sein Leben in der Stadt.

Antwerpen war jedoch als Handelsstadt ein großer Anziehungspunkt; selbst Albrecht Dürer hat sich in ´Antorf´ eine Weile aufgehalten. Insofern ist der Personenkreis größer zu ziehen. Daher kommt möglicherweise Johann Olearius (*1546) infrage, der zwar aus einer sächsischen Familie stammte, selbst aber im Herzogtum Cleve in der Stadt Wesel am Niederrhein auf die Welt kam. »Sein Vater, Namens Jacob Kupffermann, war daselbst ein Bürger, und seine Profeßion nach ein Oelschäger, welches die Ursache gewesen, warum dieser seinen Sohn nach damaliger Gewohnheit, Lateinisch sich Olearius bennet und geschrieben hat, welcher Name hernach bey der gantzen Olearischen Familie geblieben ist« (Zedler). In der Tat war es damals unter Gebildeten Mode, seinen Namen zu latinisieren.

Die Eltern des Johann Olearius hatten vor, ihren Sohn als Kaufmann ausbilden zu lassen und resten mit ihm nach Antwerpen. Sie »wurden aber unterwegs mit einigen reisenden Personen bekannt, die ihnen solches widerriethen, und den Rath gaben, sie sollten ihren Sohn zum Studium halten« (Zedler). Daraufhin wurde Johann in Wesel eingeschult und nach der Grundausbildung am Gymnasium in Düsseldorf (damals das Regierungszentrum des Herzogtums) unterrichtet. Der Schwerpunkt lag auf dem Lateinunterricht.

97.02-Pourbus-Ole NEBAlbrecht Christian Kalle: Johannes Olearius
Kupferstich
Die alten Sprachen sagten Johann sehr zu, so daß er auf eigenen Wunsch nach Marburg fuhr, um dort Philosophie und Theologie studieren zu können. 1573 erlangte er den Magister an der Universität Jena. In dieser Stadt lernte er einen Landsmann kennen, Dr. Heshusius, der nach Königsberg in Preußen berufen wurde. Dem schloß er sich an und bekam über ihn dort 1574 die Stelle des Archipaedagogen. Drei Jahre später wurde ihm der Lehrstuhl für Hebräisch anvertraut. Er aber verließ sich wieder auf seinen Freund Heshusius, als er an die (heute nicht mehr existierende) Universität Helmstedt wechselte. Seine Promotion holte er nach im Jahr 1578 und heiratete Ende des gleichen Jahres die Tochter des Freundes Heshusius: Anna. Damit ist die Bestätigung für die Identität des Pourbus-Portrait gegeben, denn sein Portrait ist 1579 datiert.


Olearius Kontakt zu Antwerpen war zwischenzeitlich nicht abgerissen, sondern so gut, daß er von der Evangelischen Gemeinde in Antwerpen als Prediger vorgeschlagen wurde. Doch die politische Lage hatte sich durch die Repression der spanischen Besatzung so verschärft (Antwerpen war 1576 militärisch erobert worden), daß er sich den Konflikten, die er kommen sah, nicht aussetzen wollte. Stattdessen nahm er die Berufung nach Halle/Saale als Superintendent an, wo er auch 1623 starb.

Von Johann Olearius gibt es eine Reihe von Publikationen, wie es bei den Humanisten üblich war. Zedler listet neuen Titel auf, unter denen sich auch aus dem Jahr 1597 eine Warnung und Bericht wider der Calvinisten Verwüstung befindet. Es ist anzunehmen, daß mit dem Begriff das militärische Vorgehen der katholischen spanischen Truppen gegen die flämischen Calvinisten gemeint ist.

© Christoph Wilhelmi, Stuttgart 2022

Literatur
Gemäldegalerie Berlin. Berlin 1986
Opel. In: Allgemeine Deutsche Biographie. Bd. 24. Berlin 1970
Johann Heinrich Zedler: Das Grosse vollständige Universal-Lexicon aller Wissenschaften und Künste. Leipzig 1732-54

Bildnachweise
Gemäldegalerie Berlin. Berlin 1986. Tafel 210
Die Porträtsammlung der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Reihe A. Nr. 15416 Bd. 17 München 1991