Erstveröffentlichung
Bartholomäus Bruyn d. Ä.
Arnold I. von Manderscheid-Blankenheim
Als exemplarisches Beispiel der Portraitkunst des Bartholomäus Bruyn d. Ä. (ca.1493─1555) befindet sich das Bildnis eines Mannes und einer Frau (Öl auf Holz 40 x 28 cm) in der Gemäldesammlung, Berlin, als Nr. S 20. Es zeigt einen energisch blickenden, offenbar zupackenden Mann mit Handschuhen in der Linken. Seine Rechte stützt sich auf dem gemalten Sims am unteren Bildrand ab. Dabei wird durch den Ärmel dessen edle ─ offenbar adlige ─ Garderobe sichtbar. Auf seinen Schultern ruht ein breiter Pelz, dessen Enden sich auf der Brust kreuzen. Seinen Pagenkopf ziert ein flaches, beinahe französisch zu nennendes Barett. Dennoch liefern diese Materialien keinen konkreten Anhaltspunkt zur Identifikation.
Knapp am oberen Bildrand ist negativ im dunklen Hintergrund das Entstehungsjahr zu erkennen: 1534. Da es sich um ein Bilderpaar handelt, liegt es nahe, den Jahrgang als Heiratsdatum anzunehmen. Diese Vermutung wird gestützt von einer Nelke, welche die zugehörige Frau dem Bräutigam hinhält ─ ein klassisches Brautbild der Renaissance also.
Es kommt nun darauf an, ein Brautpaar aus dem Kölner Raum, dem Umkreis des Malers Bruyn, aus dem Jahr 1534 ausfindig zu machen, das zur Oberschicht gehörte. Generell registriert wurden Heiratsdaten aber nicht. So ist man bei der Suche auf Lebensbilder aus der Zeit angewiesen.
Ein solches findet sich unter den Erasmianern (vgl. Beitrag Bruyn, Frechen bzw. Essay Die Portraits von Bartholomäus Bruyn), deren Lebensläufe Elisabeth Kloosterhuis gesammelt veröffentlicht hat. Ganz offenbar ist darunter Arnold I. von Manderscheid-Blankenheim (1500─1548) die gesuchte Person. Er war der vorletzte Sohn von Graf Johann (II.) von Manderscheid-Gerolstein und Blankenberg und der Gräfin Margarethe von der Mark-Arensberg.
In der Familie kam es zu einem erbitterten Streit um das Erbe, bei dem sich schließlich Arnold und die restlichen Brüder mit Blankenheim (Jülich) abfanden. Seine kirchlichen Pfründen hatte er 1529 aufgegeben, da er bereits von der Reformation beeinflußt war. Vom Territorium her war er Lehensträger des Kölner und Trierer Erzbischofs. 1534 heiratete er die Nichte des Erzbischofs, Margarethe von Wied (ca. 1505─1571; s. Beitrag Bruyn, M. von Wied). Offenbar hatten die Auseinandersetzungen ihm so zugesetzt, daß er kurz nach der definitiven Regelung des Familienstreits starb; aber sein brüderlicher Kontrahent Gerhard ( 1548) auch.
In den schwierigen 30er Jahren gehörte Arnold zum Kreis der Vertrauten des Erzbischofs Heinrich von Wied (1477─1552) in Köln. »Als einer der wenigen Grafen … war er umfassend gebildet… Arnold spielte in der Grafenkurie des Kurkölner Landtags eine entscheidende Rolle und übernahm gelegentlich Missionen für den Kölner Erzbischof bzw. Kurfürst. Als Rat und Gesandter arbeitete er auch für den Herzog von Kleve-Jülich« (Kloosterhuis S. 616). Diese Funktion wird durch die Handschuhe im Portrait bestätigt.
© Christoph Wilhelmi, Stuttgart 2020
Literatur
Gemäldegalerie Berlin. Katalog. Berlin 1975
Elisabeth M. Kloosterhuis: Erasmusjünger als politische Reformer: Humanismusideal und Herrschaftspraxis am Niederrhein im 16. Jahrhundert. Köln/Weimar/Wien 2006
Hildegard Westhoff-Krummacher: Barthel Bruyn der Ältere als Bildnismaler. Berlin 1965
Bildnachweis
Hildegard Westhoff-Krummacher: Barthel Bruyn der Ältere als Bildnismaler. Berlin 1965 S. 119/20
Bartholomäus Bruyn d. Ä.
Arnold I. von Manderscheid-Blankenheim
Als exemplarisches Beispiel der Portraitkunst des Bartholomäus Bruyn d. Ä. (ca.1493─1555) befindet sich das Bildnis eines Mannes und einer Frau (Öl auf Holz 40 x 28 cm) in der Gemäldesammlung, Berlin, als Nr. S 20. Es zeigt einen energisch blickenden, offenbar zupackenden Mann mit Handschuhen in der Linken. Seine Rechte stützt sich auf dem gemalten Sims am unteren Bildrand ab. Dabei wird durch den Ärmel dessen edle ─ offenbar adlige ─ Garderobe sichtbar. Auf seinen Schultern ruht ein breiter Pelz, dessen Enden sich auf der Brust kreuzen. Seinen Pagenkopf ziert ein flaches, beinahe französisch zu nennendes Barett. Dennoch liefern diese Materialien keinen konkreten Anhaltspunkt zur Identifikation.
Knapp am oberen Bildrand ist negativ im dunklen Hintergrund das Entstehungsjahr zu erkennen: 1534. Da es sich um ein Bilderpaar handelt, liegt es nahe, den Jahrgang als Heiratsdatum anzunehmen. Diese Vermutung wird gestützt von einer Nelke, welche die zugehörige Frau dem Bräutigam hinhält ─ ein klassisches Brautbild der Renaissance also.
Es kommt nun darauf an, ein Brautpaar aus dem Kölner Raum, dem Umkreis des Malers Bruyn, aus dem Jahr 1534 ausfindig zu machen, das zur Oberschicht gehörte. Generell registriert wurden Heiratsdaten aber nicht. So ist man bei der Suche auf Lebensbilder aus der Zeit angewiesen.
Ein solches findet sich unter den Erasmianern (vgl. Beitrag Bruyn, Frechen bzw. Essay Die Portraits von Bartholomäus Bruyn), deren Lebensläufe Elisabeth Kloosterhuis gesammelt veröffentlicht hat. Ganz offenbar ist darunter Arnold I. von Manderscheid-Blankenheim (1500─1548) die gesuchte Person. Er war der vorletzte Sohn von Graf Johann (II.) von Manderscheid-Gerolstein und Blankenberg und der Gräfin Margarethe von der Mark-Arensberg.
In der Familie kam es zu einem erbitterten Streit um das Erbe, bei dem sich schließlich Arnold und die restlichen Brüder mit Blankenheim (Jülich) abfanden. Seine kirchlichen Pfründen hatte er 1529 aufgegeben, da er bereits von der Reformation beeinflußt war. Vom Territorium her war er Lehensträger des Kölner und Trierer Erzbischofs. 1534 heiratete er die Nichte des Erzbischofs, Margarethe von Wied (ca. 1505─1571; s. Beitrag Bruyn, M. von Wied). Offenbar hatten die Auseinandersetzungen ihm so zugesetzt, daß er kurz nach der definitiven Regelung des Familienstreits starb; aber sein brüderlicher Kontrahent Gerhard ( 1548) auch.
In den schwierigen 30er Jahren gehörte Arnold zum Kreis der Vertrauten des Erzbischofs Heinrich von Wied (1477─1552) in Köln. »Als einer der wenigen Grafen … war er umfassend gebildet… Arnold spielte in der Grafenkurie des Kurkölner Landtags eine entscheidende Rolle und übernahm gelegentlich Missionen für den Kölner Erzbischof bzw. Kurfürst. Als Rat und Gesandter arbeitete er auch für den Herzog von Kleve-Jülich« (Kloosterhuis S. 616). Diese Funktion wird durch die Handschuhe im Portrait bestätigt.
© Christoph Wilhelmi, Stuttgart 2020
Literatur
Gemäldegalerie Berlin. Katalog. Berlin 1975
Elisabeth M. Kloosterhuis: Erasmusjünger als politische Reformer: Humanismusideal und Herrschaftspraxis am Niederrhein im 16. Jahrhundert. Köln/Weimar/Wien 2006
Hildegard Westhoff-Krummacher: Barthel Bruyn der Ältere als Bildnismaler. Berlin 1965
Bildnachweis
Hildegard Westhoff-Krummacher: Barthel Bruyn der Ältere als Bildnismaler. Berlin 1965 S. 119/20