Erstveröffentlichung

Bartholomäus Bruyn d. Ä.

Gaspar Schets


12.20-Bruyn-Schets 240Das von Bartholomäus Bruyn d. Ä. gemalte Bilderpaar Bildnis eines jungen Mannes mit Handschuhen und Bildnis einer jungen Frau mit Nelke (Öl auf Holz, jeweils 30 x 21,5 cm, oben gerundet. Westhoff-Krummacher Nr. 25/26) gehörte früher zur Sammlung Kappel, Berlin. Heutiger Besitzer ist das Metropolitan Museum of Art in Washington (Nr. 62.267.1/2). Auf den Tafeln werden offenbar zwei Verlobte präsentiert. Ihrer beider Garderobe vermittelt den Eindruck, aus vermögendem Haus zu stammen. An den Ärmeln und am Gewand des jungen Mannes treten Partien von Brokat auf. Auch die Braut, dem Anlaß entsprechend mit einer Nelke ausgestattet, trägt ein wertvolles Gewand mit weit fallenden Raglan-Ärmeln. Statt der sonst bei Bruyn vorkommenden weißen Haube trägt sie eine goldgewirkte Netzkappe.

Diese Ausstattung schränkt vom Alter her infrage kommende Personen stark ein. Hilfreich ist die seitlich des Haaransatzes vermerkte Datierung auf 1533 bei beiden Bildern. Vom Aussehen her wirkt der junge Mann wie ein 20jähriger. Insofern kommt ein Geburtsjahrgang um 1513 infrage. Jahrgang und Wohlhabenheit treffen zusammen bei einem jungen Poeten.

Sein Vater, Erasmus Schets (auch: Schatz. +1550), ist mit gleichem flachen Barett ausgestattet. Er hatte sich einerseits als Importkaufmann für Metall, andererseits als Bankier in Antwerpen zielstrebig emporgearbeitet und trat so geschickt auf, daß er Anton Fugger in den Niederlanden von seiner führenden Position als Lieferant für Kanonen und Munition von der Spitzenposition verdrängen konnte.

12.20-Bruyn-Schets WappenKupferstich, Wappen der
Familie Schets, Brabant
Seine Spannweite war beträchtlich: »1544 erwarb [die Kaiserschwester] Maria von Ungarn eine aus sieben Teilen bestehende [Tapisserie-]Folge der Geschichte des Scipio, die ursprünglich von Franz I., Karls großem europäischen Gegner, bestellt worden war. Die Folge bestand im Ganzen aus 22 Szenen der Heldentaten des Scipio Africanus… Der niederländische Kaufmann Erasmus Schatz, von dem Maria für Karl V. die Teppiche erwarb, hatte die Herstellung der Kopien finanziert und die Einzelstücke dann [teuer] auf dem freien Markt verkauft« (Lisa Jardine S. 381). Schets war aber nicht so einseitig aufs Geschäft orientiert, denn er wechselte seit 1525 über Jahre mit Erasmus von Rotterdam Briefe (70 haben sich noch erhalten). Seine Frau stammte aus Aachen und brachte wohl von daher die Kenntnis des Malers Bartholomäus Bruyn mit.


Erasmus Schets ältester Sohn, Gaspar (1513─1580), hatte ein musisches Talent. 1531 ließ Gaspar Schets sich an der Spitzenuniversität Leuven immatrikulieren und publizierte alsbald neulateinische Gedichte, die lebhaften Anklang fanden. Jedenfalls weiß man, daß der damalige Dichterfürst Eobanus Hesse (1488─1540), den Dürer porträtierte, ihm seine lateinische Übersetzung der Ilias dediziert hat. Der Leibarzt der Kaiserschwestern, Johannes Goropius (1519─1572) rühmte Schets: »tanta Musarum benignitate, ut cum primis poëtarum certare posset« (übersetzt: durch soviel Wohlwollen der Musen befähigt, um mit den allerersten Poeten mitzuhalten).

Gaspar Schets hat mehrfach geheiratet. Die erste Ehe ─ und zu diesem Anlaß entstand offenbar das Bilderpaar ─ ging er mit Margaretha van der Bruggen ein. Außer zwei Töchtern haben die Historiographen leider keine weiteren Informationen über diese Frau berichtet. Seine dritte Frau hieß Katrien van Ursel und verhalf ihm durch ihr Herkommen zur Nobilität. Mit ihr hatte er zwei Söhne. »Sein Sohn Anton, Baron von Grobendonck, welcher Ritter vom Orden des heiligen Jakobus und erster Gouverneur von Herzogenbusch wurde, hat sich in spanischen Diensten als tüchtiger Truppenführer ausgezeichnet« (Deutsche Biographie).

12.20-Bruyn-Schets VaterUnbekannter Künstler: Erasmus Schets
Stich
Der Vater, Erasmus Schets, ließ natürlich nicht zu, daß sein ältester Sohn sich nur seinen Liebhabereien widmete. Er wurde auch im vielseitigen Geschäft eingesetzt. Außerdem hatte die Familie etliche Ländereien zu verwalten, in welche die Erlöse investiert wurden. Später setzte der spanische König Philipp II. (1527─1598) und Machthaber der habsburgischen Niederlande Gaspar Schets als Faktor des Außenhandels der Stadt Antwerpen ein ─ ein Amt, das er bis 1577 ausübte. 1564 wurde er zudem als Generalschatzmeister der Niederlande bestimmt.


Ein Jahr nach seiner Heirat 1533 nahm Gaspar Schets selbst Verbindung zu Erasmus von Rotterdam auf, weil seine Gedichte von ihm belobigt wurden. Seine beruflichen Funktionen brachten vielerlei Reisen mit sich u.a. zur Frankfurter Messe, wo er mit seinem Drucker-Verleger Hieronymus Froben (1501─1563) zusammentraf. Von daher ist es nicht verwunderlich, daß Gaspar Schets einem Kölner Maler den Auftrag für sein Brautbild gab.

© Christoph Wilhelmi, Stuttgart 2014

Literatur
Lisa Jardine: Der Glanz der Renaissance. München 1996
Metropolitan Museum of Art. The Robert Lehmann Collection. New York 2012
Marcel A. Nauwelaerts. In: Contemporaries of Erasmus. Toronto/Buffalo/London 2003
Hildegard Westhoff-Krummacher: Barthel Bruyn der Ältere als Bildnismaler. Berlin 1965 Nr. 25/26
http://en.wikipedia.org/wiki/Johannes_Goropius_Becanus (11.3.2014)

Bildnachweise
Metropolitan Museum of Art. The Robert Lehmann Collection. New York 2012 S. 38
Jean-Baptiste Rietstap: L’Armorial Général. Gouda 1884-97
Bibliothèque Royale Albert Ier, Bruxelles