Accademia de‘Desiosi
ca. 1623 Roma ─ 1657

Die Gründung der Gruppe ging von Kardinal Maurizio di Savoia, aus.
Von Cesare di Saluzzo existiert ein Diario der Akademie aus dem Jahr 1626. Demnach bestand sie aus Adligen seines Gebiets sowie einigen Monsignori. Lt. Diario beschäftigte man sich bei den Treffen u.a. mit Festungsbau.
Mit dem Tod von Maurizio di Savoia erlosch die Gruppe. Graf Emanuele Tesauro veröffentlichte einen Nachruf, in dem der Fürst wegen seiner philosophischen Neigung und der Verdienste der Solinghi (vor 1623) gerühmt wird. Dabei wurde die Gruppe mit der Stoa und →Liceo verglichen.
Gleichlautende Akademien gab es in Bologna, Capodistria (Koper), Florenz, Genua, Padua, Pavia, Siena, Turin und Venedig ─ offenbar ohne direkte Kontakte untereinander.

Gründer
Maurizio di Savoia 1593 ─ 1657
war 1607 Kardinal geworden und hatte schon in Turin die Akademie Solinghi bzw. Solitarii initiiert.

Beteiligte
Biaggio Amedeo Asinari
Carlo d‘Asti
Ludovico di Beinette
Pontio Ceva
de Grilly, Monsignore
Ludovico Gromo, Conte di Ternengo
war Botschafter des Vatikans in Persien gewesen und berichtete darüber bei Treffen. Seine Imprese lautete: Nullo sollicitante (keinem schmeicheln).
Gubernati
Paolo Millietto
█ della Montà, Conte
Carlo di Passerano, Conte
Ponziglione, Monsignore
Provana
Cesare di Saluzzo
Valfray

Literatur
Michele Maylender: Storia delle Accademie d'Italia. Bologna 1926-30


Hochpreiswürdige Deutschgesinnte Genossenschaft
auch: das Hochdeutsche Helikonische Rosenthal
1644 ─ 1705 Hamburg

»In Zesens Deutschgesinnter Genossenschaft sind sowohl Schäfer- und Blumentändelei als auch der Purismus des Palmenordens auf die Spitze getrieben… Geht man nämlich von der Verwilderung der deutschen Sprache gegen Ende des 16. Jahrhunderts aus, so erkennt man, daß die bewußte Sprachpflege, die diese Gesellschaften sich zum Ziel gesetzt hatten, einfach notwendig war (Werner Kohlschmidt S. 34). Im Unterschied zur → Fruchtbringenden Gesellschaft kamen 83% aus der Beteiligten aus dem Bürgertum. Immerhin wurden zwei adlige Damen in die Genossenschaft aufgenommen. Geplant waren 144 Mitglieder; es sollen im Laufe der Zeit über 200 Mitglieder beteiligt gewesen sein. Allerdings erfuhren manche ´Mitglieder´ erst nachträglich von ihrer ´Aufnahme´. »Nach ihrer Hänselung erhielten alle Mitglieder des Helikonischen Rosenthals einen Gesellschaftsnamen, einen Wahlspruch und ein Emblem« (Hermand S. 31).
»Hier ist freilich alles ´gemacht´ und Handwerk, beispielhaft für die synästhetische Modeform dieser emblematischen Gedichte« (Werner Kohlschmidt S. 70).

Gründer
Philipp von Zesen / der Färtige 1619 ─ 1689
hatte 1643 die ´Hochdeutsche Sprachübung´ publiziert. Diesen Regeln folgten seine Romane und Gedichte.

Teilnehmer
Hans Ulrich Bachofen / der Süße 1643 ─ 1700
war Pfarrer u.a. in Zürich.
Daniel Bärholz 1641 ─ 1688 .
war Schriftsteller und Ratsherr in Elbing.
Sigmund von Birken / der Rüchende 1626 ─ 1681
war Schriftsteller und Übersetzer.
Matthias Christophori
war Jurist und publizierte zum Zivilrecht.
Catherina Regina von Greiffenberg / Freifrau von Seyssenegg / Die Tapfere 1633 ─ 1694
schrieb geistliche Lieder und neigte zur Mystik. Sie war mit dem Schriftseller Sigmund von Birken befreundet.
David Hanisius 1630/35 ─ 1681
war dänischer Hofprediger in Skandinavien.
Johann Klaj / der Fremde 1616 ─ 1656
kam vom Pegnesischen Blumenorden.
Christian Knorr von Rosenroth / der Schamhaftige 1636 ─ 1689
war vielseitiger Forscher, Minister des Pfalzgrafen von Sulzbach und wurde geadelt.
Theodor Kornfeld / der Kreuzduldende 1636 ─ 1698
wurde 1667 zum ´poeta laureatus´ gekrönt.
Hans Kristof von Liebenau / der Emsige
Johann Michael Moscherosch / der Träumende 1601 ─ 1669
war Jurist und Politiker sowie Schriftsteller.
Christian Gottlieb Nüssler ca. 1618 ─ 1678
war Schüler von Johann Georg Heinsius und in der preußischen Justiz tätig.
Johann Gottfried Olearius 1604 ─ 1685
war evangelischer Theologe und schrieb geistliche Lieder.
Johann Heinrich Ott / der Zeugende 1617 ─ 1682
war reformierter Theologe, Hebraist und Philologe.
Christian Otter / der Erhaltende 1598 ─ 1660
war Mathematiker, baute Festungen in Preußen und Musikinstrumente.
Johann Michael Moscherosch / Philander von Sittewald 1601 ─ 1669
war Jurist und Politiker sowie Schriftsteller.
Johann Peisker / der Ungemeine 1631 ─ 1711
war Lyriker.
Dietrich Petersohn / der Verharrende
Wenzel Scherffer von Scherffenstein / der Verlangende ca. 1603 ─ 1674
war ein an Opitz orientierter schlesischer Dichter.
Johann Philipp Schmid ca. 1629 ─ ca. 1663
Jacob Schwieger / Philosander / der Flüchtige
wurde 1654 aufgenommen als Autor zahlreicher Lyrikbände.
Malachias Siebenhaar 1616 ─ 1685
war Musikdirektor und Kantor an der Stadtschule in Magdeburg. Er war befreundet mit Philipp von Zesen.
Ursula Hedwig von Veltheim + 1684
war sprachgewandt und eine ´stattliche Poetin´ (Zedler).

Literatur
Jost Hermand: Die deutschen Dichterbünde. Köln u.,a. 1998


Accademia dei Disinvolti
dt. der Unbefangenen
1645 ─ 1657 Pesaro

Zur Gründung dieser Gruppe kam es, als Menchenio sein Traktat Charlataneria eruditorum (Scharlatanerie der Bildungsbeflissenen) erscheinen ließ. Im Zuge der Emblematik legte sich die Gruppe eine Imprese zu: ein Labyrinth mit dem Faden der Ariadne.
Über die Aktivitäten der Gruppe ist wenig überliefert, z.B. eine Debatte über die Poetica dell’Accademia dei Concordi in Ravenna. Gedichte aus der eigenen Gruppe erschienen 1649: Poesie dei Signori Accademici Disinvolti di Pesar, dediziert an ihren n´protettore´ Kardinal Innocenzo Cybo (1491-1550). 1646 gaben sie Capitoli e Precetti Morali da pratticarsi... in Druck.
Die vereinzelt überlieferten Herkunftsorte lassen den Einzugsbereich der Akademie erkennen.

Initiator
Pietro Bonarelli della Rovere (di Ancona), Conte / l’Aggiunto

Teilnehmer
Luc’Antonio Abbati / l’Avolto
Simeone Ardizj D. / il Semplice
Giuseppe Barignani / il Minimo
Gregorio Fanti, D. / il Rustico
Bartolommeo Griffi / l’Unito
Valerio Montanari / l’Impolito
Giuseppe Montani / l’Imperfetto
Carlo Moscheni (di Ancona) / il Pronto
Nicola Pichi / l’Arido
Domenico Pompei / l’Inviluppato
Carlo Rapaccioli (da Terni) / il Caricato
Francesco Maria Santinelli, Conte / il Fievole
Lodovico Santinelli, Conte / il Rozzo
Die Grafen Santinelli standen mit der Ex-Königin Cristina von Schweden (→ Accademia d’Arcadia) in Kontakt und schieden 1657 aus.
Ermes Stampa 1614 ─ 1647
Alessandro Tamburino / il Perplesso
war Sekretär der Gruppe.
Michelangelo Ugolini (da Gubbio) / il Ritenuto

Literatur
Michele Maylender: Storia delle Accademie d’Italia. 1926-30



Accademia dei Disinvolti
dt. der Unbefangenen
1648 Venedig

Der aus Pesaro stammende Graf Francesco Maria Santinelli besaß einen Palazzo in Venedig und rief dort eine gleichnamige Akademie ins Leben. Er hatte an Veranstaltungen der → Accademia d’Arcadia teilgenommen und war daher dazu motiviert.
Um sich versammelte er vor allem interessierte Patrizier der serenissima.
Offenbar beschränkte sich die Aktivität der Gruppe 1648 auf im Druck erschienene Nachrufe zu den prominenten Bestattungen von Conte Aurelio Corbole und Carlo Abriani D.

Initiator
Francesco Maria Santinelli, Conte

Teilnehmer
Camillo Contarini
Luca Contarini
Antonio Loredan
Antonio Ottobon
 
Literatur
Michele Maylender: Storia delle Accademie d'Italia. Bologna 1926-3