Accademia Reale Letteraria
dt. königlich-literarische Akademie

1678 Torino

Diese Akademie ist ein gutes Beispiel dafür, wie weit sich Begriff bereits in zwei Jahrhunderten vom Ursprung entfernt hatte. Das Herzogtum Savoyen ragte von Frankreich her in das Gebiet von Piemont und dadurch ins italienische Sprachgebiet hinein. Somit ergab sich eine sprachliche Rivalität. Außerdem war der ´Gärungsprozeß´ der italienischen Sprache noch nicht abgeschlossen; es ging damals um mehr ´brutte´ oder mehr ´belle´. Bei Leichenfeiern kam das Problem besonders zutage.
In dieser Situation ergriff die Regentin Maria Giovanna Battista di Savoia-Nemours (1644─1724) die Initiative, »Ordnung zu schaffen«, und erließ ein Dekret für eine literarische Akademie. Sie regierte um die Zeit noch als Vormund für ihren Sohn Vittorio Amedeo II. Mit ihrem wortreichen Dekret wollte sie offenbar Bürgerbeteiligung vortäuschen und benutzte dazu das Etikett ´Akademie´ und delegierte dazu Höflinge.
Die Devise der Akademie lautete: LINGUIS UNA DUABUS (Aus zwei Sprachen eins).

Beteiligte
Carlos Filiberto d’Este, Graf Donero 1649 ─ 1703
war als Höfling Berater der Regentin.
Pietro Gioffredo 1629 ─ 1692
war ein Historiker und Experte der Regentin. Er stellte in Form eines veröffentlichten Epigramms das Problem dar (charakteristischerweise auf Latein) und riet zum Sich-Arrangieren.
Gabriele Pastorello
war Künstler und wurde neben anderen in dem Drama ´Il Poeta Disperato´ von Francesco Morlacchi auf diue Bühne gebracht. Er schrieb den Diskurs ´Che i bruti raggionano´.
Carlo Tana di Entraque
war von Adel und Höfling in Turin.

Literatur
Michele Maylender: Storia delle Accademie d’Italia. Bologna 1926-30


Congrega dei Rozzi
auch: Rozza Congrega, Rozzeria
dt. der Plumpen
ca. 1531 ─ 1535 bzw. 1544 Siena
mit Fortsetzung ab 1604; damals entstand die →Accademia de’Rozzi Minori.

Schon vorher gab es formlose Zusammenarbeit unter den Kulturinteressierten der Stadt um Alessandro di Donato. Zu dieser Gruppe fanden sich im Kern 12 Kunsthandwerker als ´Abbozati´ zusammen, die sich Phantasienamen beilegten. Sie hatten vor, in der Karnevalszeit rustikale Komödien in Szene zu setzen. Man wird an Shakespeares Rüpelspiel der Handwerket im ´Sommernachtstraum´ erinnert. Es gehörten aber auch Vertreter der alteingessenen Familien dazu. Auch Papst Leo X. war bei den Gästen, da Bologna Teil des Kirchenstaats war. Vor ihm wurden ´strambotti´ der Mitglieder dargeboten.
Von 1531 existiert ein wortreicher Prolog (s. Maylender V S. 50ff) und das ´Diario Sanese` von Gigli. Darin werden die angestrebten Vergnügungen beschrieben. Großherzog Cosimo de’Medici mißfiel die Haltung der Gruppe; er stoppte 1568 ihre Aktivitäten für 35 Jahre.

Beteiligte:
Giovanni di Agostino / Stralunato
Stefano d’Anselmo / il Digrossato
Marc’Antonio / il Aviluppato
Bartolommeo / il Pronto (ein Kunstmaler)
Angelo Cenni / il Risoluto
formulierte um 1520 die Rahmenbedingungen in 17 Kapiteln, die 1532/34 bzw. 1561 reformiert wurden.
Alessandro di Donato / il Voglioroso (ein spadaio)
Fabiani
Francesco Faleri / l'Abbozzato
ttat mit Terzinen hervor.
Agnoletto di Giovanni / il Rimena
gehörte bereits zu den Vorläufern.
MarcAntonio di Giovanni / l'Avilupato
Bartolommeo di Gismondo / il Malrimondo (ein Hufschmied)
Anton Maria / il Stecchito
Curzio Mazzi
war schon im Vorfeld beteiligt.
Bartolommeo del Milanino / il Galluzza (ein Sattler)
Virgilio di Niccolò / l’Arrogante
Girolamo di Giovanni Pachiarotti / il Dondolone (ein Maler)
il Quieto
il Ruvido
Scipione / el Maraviglioso (Trompeter des Herzogs)
Bartolomeo di Sigismondo / el Maldrimondo
Domenico di Silvio / il Contento
Ventura / il Traversione (ein Kunstmaler)

auswärtige Teilnehmer
Fabiani
Francesco Faleri
Curzio Mazzi
Ricci oder Rizzi?

Literatur
Michele Maylender: Storia delle Accademie d’Italia. Bologna 1926-30



Congrega dei Rozzi minori
1603 ─ 1665 Siena

Um die Zeit gab es Spannungen innerhalb der →Congrega dei Rozzi; daher spalteten sich die Jüngeren ab. Erst 1665 fusionierten beide Gruppierungen wieder.
Auch hier gaben ─ soziologisch interessant ─ die Kunsthandwerker z. T. den Ton an.

Beteiligte
Carlo Bartalini / il Desioso (Priester) ─ Silvio Bernardi / il Sollevato (Gerber) ─ Mattia Borzacchini / l’Amoroso (ein tentore) ─ Giulio Brazzi / il Conservevole (Musiker) ─ Modesto Brunelli / l’Intronato (Priester) ─ Piermaria Capellini / l’Avventato (Holzfachmann) ─ Giuseppe Capezzi / il Curioso (ein spadaio) ─ Enea Carducci / il Volontario (Edelknappe) ─ Muzio Catini / il Rifatto (Holzfachmann) ─ Iacinto Cimboni / l‘Ardente (Offizier des Bargello) ─ Bernardino Ciuoli / lo Sbattuto (Holzfachmann) ─ Carlo Ciuoli / il Costante (ein linaiuolo) ─
Ippolito Conti / l’Amabile (Lumpensammler) ─ 
Giovanni Erasmo / l’Accarezzato (Priester) ─
Lattanzio Franceschini / l’Aggiustaio (Händler) ─
Giovanni Francioli / il Diviato (Pflockmacher) ─
Giuseppe Guidi / il Veloce (Offizier des Bargello) ─
Girolamo Giusti / lo Sconsertato (Holzfachmann) ─
Giuseppe Livi / l’agitato (Juwelier )

Carlo Magini / l’Affettuoso (Priester) ─ 
Pietro Marchetti / il Vario (Buchhändler) ─
Alfonso Mascarpini / il Guardengo (Hutmacher) ─
Austino Massaini / il Dilettevole (Barbier) ─
Ferdinando Miniati / il Agevole (Ofensetzer) ─
Andrrea Mugnaini / il Seguace (Juwelier) ─ 
Austino Neri / il Geloso (ein ottonaio) ─
Rainieri Neri / lo Zelante (Bäcker) ─
Domenico Pianigiani / il Vigilante (Pizzahändler) ─
Bernardo R…rdini / l’Ambizioso ─
Domenico Ricci / il Benigno (Händler) ─
Mariano Tanini / l’Ameno (Maurer) ─ 
Mattia Umoroni / il Forzato (ein tentore) ─
Mariotto Urbani / il Quieto (Spinettbauer) ─
Ignazio Virgilii / il Disuguale (Hutmacher)

Literatur
Michele Maylender: Storia delle Accademie d’Italia. Bologna 1926-30