Elbschwanenorden
1656 ─ ca. 1667 Wedel bei Hamburg (damals war Wedel dänisches Staatsgebiet.)

Der vielseitig interessierte und begabte Johannes Rist überstand, obwohl infiziert, eine Pestepidemie; er hatte Theaterblut. Es gelang ihm, Gleichgesinnte zu finden und mit ihnen Theater zu spielen. »Mitglied durften nur Männer werden, die der deutschen Sprache so mächtig waren, dass sie Gedichte schreiben konnten« (Stahn).Insofern handelt es sich überwiegend um korrespondierende Mitglieder.
Sein erstes Stück verfaßte Rist zusammen mit Ernst Stapel (s.u.). Er schrieb zeitnah, denn gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges veröffentlichte er das Stück Das Friedewünschende Teutschland und 1653 Das Friedejauchzende Teutschland. Insgesamt schrieb er 30 Stücke und fand für sein Projekt 46 Mitwirkende. »Rist`s Elbschwanenorden war an seine Person geknüpft und erlosch nach einem Jahrzehnt mit dem Tode dieses ersten eigentlichen Literaten der Barockzeit« (Werner Kohlschmidt S. 33).
2005 erfolgte die Neugründung des ´Ordens` durch den VDS (Verein Deutsche Sprache).

Gründer
Johannes Rist / Palatin 1607–1667 
Trotz des Dreißigjährigen Krieges absolvierte er sein breit angelegtes Studium - nicht nur Theologie, sondern auch orientalischen Sprachen, Botanik, Mathematik, Chemie und Heilkunde – und war als Pastor sowie als Poet tätig. 1653 wurde er zum ´poeta laureatus´ gekrönt (daher der Ehrenname). Anfangs schrieb er zusammen mit Ernst Stapel seine Theaterstücke und trat darin auch selbst als Schauspieler auf.


Teilnehmer
Daniel Bärholz / Philoclythus 1641 ─ 1688 
war Ratsherr und Poet.
Franz Joachim Burmeister / Sylvander  1633 ─ 1672 war Pastor und hat einige Kirchenlieder gedichtet.
Constantin Christian Dedekind / ConCorD 1628 ─ 1715 
war Poet und Komponist geistlicher Konzerte.
Michael Franck / Staurophilos 1609 ─ 1667
war Bäcker, aber auch ´poeta laureatus´ und Komponist. Von ihm stammt u.a.´ Ach wie flüchtig, ach wie nichtig…´
Georg Greflinger / Celadon ca. 1620 ─ 1677 
war ein Poet.
Conrad von Höveln / Candorin 1630 ─ 1689 
war ein Poet.
Friedrich Hofmann / Epigrammatocles
Martin von Kempe / Kleodor 1642 ─ 1683 
war Literarhistoriker, Dichter und Übersetzer.
Balthasar Kindermann / Kurandor 1636 ─ 1706 
war ein Poet. 
Mathäus Merian d. J. 1621 ─ 1687 
war Schüler von Jachim von Sandrart und führte das Unternehmen seines Vaters in Frankfurt fort.
Johannes Prätorius / Prophulidor 1630 ─ 1680 
war ein vielseitiger Schriftsteller.  
Gottfried Wilhelm Sacer / Hierophilo 1635 ─ 1699 
war ein evangelischer Liederdichter.

Jacob Schwieger / Philosophander ca. 1629 ─ 1663 
war sog. Schäferdichter. 
Ernst Stapel + 1635
befreundete sich mit Johannes Rist, als sie in Rostock zusammentrafen. J. Rist wurde sein Schwager und trug bei der Trauerfeier 1635 ein Klagegedicht über seinen Freund vor.
Johann Wilhelm von Stubenberg 1619 ─ 1663
war ein österreichischer Schriftsteller.
Jacob Sturm /Soliander

Gotthilf Treuer / Fidelidor 1632 ─ 1711 
war ein Poet.

Literatur
Werner Kohlschmidt: Geschichte der Deutschen Literatur vom Barock bis zur Klassik. Stuttgart 1965
L. Stahn: www.wedel.de/kultur-bildung/kuenstler-und-kunstfoerderer/johann-rist/rist-biographie (8.9.2020)


Accademia degli Elevati
auch: Accademia Elevatorum
dt. der Auserwählten
vor 1560 ─ ca.1565 Padua

Die Akademie wurde nicht gleichzeitig mit der in Ferrara gegründet. Sie bildete sich um den Kanoniker Scardeone, der das Werk De Antiqvitate Vrbis Patavii erarbeitete, das 1560 in Basel gedruckt wurde. Wahrscheinlich hat es weitere Buchprojekte gegeben; darüber liegen aber keine Mitteilungen vor. Die Devise der Gruppe lautete mit Bezug auf Petrarca: Levan di terra al ciel nostro intelletto.
Die Akademie bestand aus einem Zusammenschluß von Adligen und Patriziern der Stadt. Die Gesamtmitgliederliste wird in der Biblioteca Communale aufbewahrt.

Protektor
Marco Mantoa

Principe
Bartolommeo Zacco

Teilnehmer
Albertino Barisoni + 1667
war Prälat und ab 1553 Bischof von Ceneda.
Francesco Capodivacca
Ottonello Descalzo
war der Neffe von Conte Giacomo Zabarella.
Benedetto Dottori
Gaspare Fabiano
Giovanni Fasolo
war Professor für Rhetorik in Padua.
Gianfrancesco Mussato
Aus Anlaß seines Todes gab es Grabreden.
Girolamo da Panico, Conte +1558
war ein paduanischer Poet, Musiker und Münzsammler. Es existiert eine bronzene Bildnismedaille von ihm.
Bartolommeo Salvatico
Bernardino Scardeone 1478 ─ 1574
war Kanoniker und arbeitete an seinem oben genannten Werk.
Sperone Speroni 1500 ─ 1588
war nur in der Gründungsphase beteiligt und ging nach Rom. Der Humanist arbeitete über Vergil und Ariost.
Bernardino Tomitano 1517 ─ 1576
wurde Professor für Poetik in Padua.
Bernardino Trevisano, Conte
war Professor für Mathematik in Padua.
Giacomo Zabarella, Conte 1533 ─ 1589
hatte einen Lehrstuhl für Logik und Philosophie inne.
Bartolomeo Zacco
war später Präses der Akademie.

Literatur
Michele Maylender: Storia delle Accademie d’Italia. Bologna 1926-30


Erfurter Humanistenkreis
nachträglicher Name
1514 ─ 1526 Erfurt

Der in Italien ausgebildete Poetiklehrer Heinrich Boger (+1505) hatte den Boden vorbereitet.
Unter den Erfurter Kommilitonen bildete sich an der Universität ein Freundeskreis; ihr verbindendes Element bestand im faible für neulateinische Dichtung. Eobanus Hesse, »der „König der Poeten“ scharte dort Gleichgesinnte um sich, man zechte, las sich seine lateinischen Dichtungen vor, pflegte eine mal mehr, mal weniger tiefsinnige Geselligkeit« (Steffen Raßloff*). Von Eobanus Hesses publizistischem Erfolg profitierte die Gruppe und zog weitere Beteiligte an, von denen einige sich im späteren Konfessionsstreit profilierten: Hutten für die Reformation, Emser dagegen trat als heftiger Gegner Luthers an der Seite von Dr. Eck auf.

Gründer
Helius Eobanus Hesse 1488 ─ 1540 
wurde von einem Zisterzienserabt erzogen und studierte in Erfurt. Maternus Pistoris führte ihn in die lateinische Poesie ein. Crotus Rubianus förderte ihn frühzeitig. Schon 1505 wurde eines seiner Studentengedichte gedruckt. 1509 Magister

Teilnehmer
Johann Bonemilch
Euricus Cordus 1484 ─ 1535 
ab 1516 Rektor der Lateinschule in Erfurt. Freund von Mutianus
Johannes Crotus Rubianus 1480 ─ ca. 1545 
Studium in Erfurt und befreundet mit Ulrich von Hutten. 1510 Leiter der Klosterschule in Fulda, Unterstützer Reuchlins
Johannes Drconites 1494 ─ 1566
studierte Theologie; seine Lebensaufgabe war aber eine dreisprachige Bibel, bei deren griechischer Version er Verbesserungen anbrachte.
Heinrich Eberbach
Peter Eberbach 
war ein Freund von Mutianus.

Hieronymus Emser 1479 ─ 1527 
überarbeitete für Georg von Sachsen das Neue Testament in Luthers Übersetzung, indem er es der altkirchlichen Auffassung der Vulgata anglich.

Ulrich von Hutten 1488 ─ 1523 
war ein
führender Vertreter der fränkischen Ritterschaft. Er gehörte der Hofgesellschaft des Kardinals Albrecht von Brandenburg an. 1517 poeta laureatus
Justus Jonas 1493 ─ 1555 
war
Jurist, mit 16 Jahren Magister, nachgeholtes Theologiestudium. Kanoniker an St. Severin. Rektor der Universität 1519
Johann Lang + 1548 
war 1508 Priester. Studium in Erfurt und Wittenberg, danach Lektor an der Universität. Er nahm teil an der Leipziger Disputation.
Herbort von der Marthen ca. 1480 ─ 1529 
war Humanist und Jurist. 1515 Rektor der Universität Erfurt. Kaiserlicher Rat. Freund von Mutianus
Conradus Mutianus Rufus 1470 ─ 1526 
enge Zusammenarbeit mit Eobanus Hesse, befreundet mit Jonas
Georgius Spalatinus 1484 ─ 1545 
Ausbildung an der Lateinschule in Nürnberg und Studium an der Universität Erfurt. Freund von Mutianus. 1502 ging er an die neugegründete Universität Wittenberg
Henricus Urbanus + 1538 
war
Zisterzienser-Prokurator sowie Freund von Mutianus und Spalatin

Literatur
Briefe von Dunkelmännern. Berlin 1964
*erfurt-web.de/Dunkelmännerbriefe_Erfurter_Humanistenkreis(10.5.2020)


Accademia degli Ermatenaici
auch: Accademia Ermatena
ca.1609 ─ ca. 1640 Mailand

Als Kardinal Federico Borromeo (1564 ─ 1631) den Eindruck gewann, das Priesterseminar in Mailand befinde sich im Abstieg, ergriff er die Initiative zur Gründung einer Akademie.Dabei nahm er sich die → Accademia degli Gelati in Bologna zum Vorbild und nutztre den Namen des dortigen Theaters ´Ermatena´ für seine Gründung, um auf die Weise die Qulität des Seminars anzuheben. Er wollte dem oft ungebildeten Priesternachwuchs sozusagen die Antike aufzupropfen, um ihnen Schliff zu geben. Auch das Motto wurde der Antike entnommen: AM█OIN ENEKA und für das Wappen der Schule benutzt.

Teilnehmer
Giulio Cesare Carcano
Carlo Francesco Orsini
wurde Historiograph der Basilica Ambrosiana.
Giovanni Puricelli 1589 ─ 1659
wurde später Seminarleiter. █
Giovanni Andrea Rho 1590 ─ 1662
war Jurist und studierte Philosophie, Theologie und Rhetorik. Er trat in den Jesuitenorden ein und wurde Senator in Mailand.

Literatur
Michele Maylender: Storia delle Accademie d'Italia. Bologna 1926-30




Accademia degli Eterei
dt. die Ätherischen
1560/65 ─ ca. 1568 Padua

Die Animatoren waren 11 ´neueste´ Poeten; insgesamt aber 20 Mitbegründer. Bedauerlicherweise ist über die Aktivitäten wenig überliefert. Um 1567 wurde der Duchessa di Savoia ein Band ‚Rime degli Accadenici Eterei‘ überreicht.
Absicht der Gruppe war, den Petrarkismus à la veneto zu kreieren, d.h. sowohl lyrisch als auch musikalisch. Ihr Motto lautete: VICTOR SE TOLLIT AD AVRAS / Ein Sieger erhebt sich zum Himmel.
Auch Auswärtige aus Salò und Vicenza gehörten ihr an.

Vorsitzender
Scipione Gonzaga 1542 ─ 1593
war Kardinal und später Patriarch von Jerusalem. Er lud Guarini ein nach Padua. Mit Tasso war er eng befreundet.

Teilnehmer
Giovanandrea Anguillara 1517 ─ 1570
war Poet und als Übersetzer (u.a. Ovid) tätig.
Orazio Ariosto 1555 ─ 1593
war befreundet mit Tasso und schuf den Orlando furioso. Ab 1587 Kanoniker
Ridolfo Arlotti 1546 ─ 1613
war Sänger.
Annibale Buonagente
Orsina Cavaletta
war eine Sängerin an der Bühne in Ferrara.
Ottavio de‘Conti Capra
Jacopo Cornaro
Cesare Cremonini
war beruflich Philosoph (Aristoteliker) und betätigte sich als Dramaturg. Er schrieb La riforma di regno d’amore 1591.
Guido Galai
Vincenzo Gradenigo
Battista Guarini / Costante 1538 ─ 1612
war als Jurist zunächst Sekretär der Gruppe. Er hatte 1580 Erfolg mit seinem Stück Pastor fido. »Durch Il Pastor fido regte er eine bis zur Frz. Revolution andauernde Blüte der Pastoral-Dichtung an« (Rolf Fath). ─ Guarini las an der Universität Padua über Philosophie und Rhetorik und ging mit Kardinal Gonzaga nach Rom.
eFrancesco Molino
Lazzaro Mocenigo 1624 ─ 1657
Giovanfrancesco Mussato
Tarquinio Molza 1542 ─ 1617
war ein vielseitiger Sänger, Komponist und Poet.
Giuseppe de’Signori di Pertistagno
Stefano Santini
Gioacchino Scaino / Ioachyno Scayno
publizierte 1631 ´Decisiones´/ Entscheidungen (s. Abbildung).
Torquato Tasso 1544 ─ 1595
war am Hof der d’Este in Ferrara tätig und erfolgreich, u.a. durch sein Werk Il Gerusalemme liberata. Seit Frühjahr 1564 war er beteiligt.
Bernardino Tomitano 1517 ─ 1576
war Arzt und Aristoteles- und Cicero-Kenner sowie Poet in volgare.

Literatur
Michele Maylender: Storia delle Accademie d’Italia. Bologna 1926-30
wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4d/Scaino%2C_Gioacchino_–_Decisiones_Rotae_Bononiensis%2C_1631_–_BEIC_14143047.jpg (19.12.2020)