Erstveröffentlichung

Unbekannter Künstler
Isabel de Valois

71.50-Valois-240Wo sich dieses Gemälde von ca. 1558 heute befindet, wird im Internet (mutualart.com) leider nicht angegeben. Auf der Leinwand erscheint eine 18jährige in einem festlichen Brokatkleid, das modisch nach Italien verweist, im Dreiviertelportrait nach links. Es fällt auf, daß das berühmte Halbportrait König Franz I. von 1527 im Louvre gleichfalls dunkle Streifen im Wechsel mit Beige zeigt. Die junge Dame hält in der Linken mit spitzen Fingern einen kleinen Blumenstrauß. Daraus ist abzulesen: Es handelt sich hier um ein Brautbild. In der Inschrift rechts oben steht über der Altersangabe der Name ELIZABETH. Diese englische Schreibweise des Namens irritierte bislang, denn vergeblich wurde nach einer englischen Adligen des Namens gesucht.

Ebenfalls oben, aber links, ist ein Allianzwappen angebracht. Es zeigt links oben auf dunklem Grund drei Lilien, wenn auch nicht in der exakten Ausführung des französischen Königshauses der Renaissance. Da über dem Wappen eine Krone angebracht ist, handelt es sich offenbar um eine Braut königlicher Abstammung.

Zeitlich kommt für dieses Portrait nur Elisabeth von Frankreich d.h. Isabelle de Valois (1545─1568), infrage; vor ihrer Heirat mit König Philipp II. von Spanien (1527─1598) im Jahr 1559 trug sie diesen Namen. »Ihre Eltern waren Heinrich von Frankreich und Catarina Medici. Mit dieser Heirat sollten die Spannungen zwischen Frankreich und dem Habsburger Reich, von dem sich Frankreich in die Zange genommen fühlte, beendet werden. Elisabeth war das zweite Kind und die erste Tochter ihrer Eltern und wurde gemeinsam mit ihren anderen Geschwistern erzogen. Im Gegensatz zu ihrem älteren Bruder Franz, der ständig unter verschiedenen Krankheiten litt und geistig und körperlich zurückgeblieben war, zeigte die junge Prinzessin schon sehr früh eine schnelle Auffassungsgabe und eine hohe Wissbegier. Zudem entwickelte sich das Mädchen schon sehr bald zu einer schönen und eleganten jungen Frau, die die Aufmerksamkeit ihrer Zeitgenossen erregte. Elisabeth hatte die schwarzen fülligen Haare, die dunklen Augen und die hohe Intelligenz von ihrer italienischen Mutter geerbt. Anders als ihre Mutter zeigte sie aber mehr Feingefühl und Milde in ihrem Verhalten und neigte zu einer intensiven Frömmigkeit. Obwohl sie eigentlich mit dem spanischen Infanten Don Carlos verlobt war, wurde im Rahmen von Friedens- verhandlungen zwischen Spanien und Frankreich die Vermählung zwischen der französischen Prinzessin und dem spanischen König Philipp II. beschlossen.

Frankreich war von den zahlreichen Kriegen gegen Spanien geschwächt, daher beschlossen Heinrich und Katharina ihre Tochter mit dem spanischen Infanten Don Carlos zu vermählen und so die Beziehungen zu Spanien zu festigen. Philipp II. von Spanien löste aber plötzlich die Verlobung zwischen seinem Sohn und Elisabeth nach dem Tode seiner zweiten Frau Maria I. von England im Jahre 1558 und schickte den Herzog von Alba als Brautwerber zu Katharina von Medici. Die französische Königin war zuerst über die neuerliche Wendung überrascht. Sie willigte schließlich aber doch in die Vermählung ihrer Tochter mit dem wesentlich älteren spanischen König ein in der Hoffnung, dass Elisabeth die spanische Politik zugunsten Frankreichs beeinflussen könnte. Die aufwändige Hochzeit fand 1560 in Guadalajara statt.

Elisabeth von Valois verwandelte sich im Laufe ihres kurzen Lebens von einer französischen Prinzessin zu einer spanischen Königin, deren politische Intelligenz, Milde und Schönheit in ganz Europa gerühmt wurden. Elisabeth versuchte ihre Pflichten als spanische Königin perfekt zu erfüllen. Sie starb 1568 in Aranjuez bei der Geburt eines Kindes« (wikipedia).

Daß dieses Portrait vom Kunsthandel Hans Eworth zugeschrieben wird, ist verwunderlich. Die Darstellung, auch die Behandlung der Garderobe, weicht von seinen anderen Portraits ab. Außerdem war Eworth am englischen Hof tätig, während das Bild in Fontainebleau entstanden sein muß. Insofern steht seine Urheberschaft in Zweifel. Eher wäre es denkbar, daß der Urheber François Clouet bzw. einer seiner Mitarbeiter war, da er seinem Vater Jean Clouet als Hofmaler des französischen Königs folgte.

71.50-drei--850Isabel de Valois, gemalt von Sanchez Coello Alonso, Sofonisbe Anguissola und Juan Pantoja de la Cruz

Durch den Kopfputz, der die Haare verdeckt, erscheint die Physiognomie im Gemälde maskenhaft. Zwar gibt es verschiedene Vergleichsbilder von Isabel de Valois, so von Sanchez Coello Alonso, in Privatbesitz, Sofonisbe Anguissola im Prado, Madrid, und ebendort von Juan Pantoja de la Cruz.

Zumeist wird jedoch vor allem die herrschaftliche Robe in den Ganzportraits herausgestellt ─ zum Nachteil für das Gesicht. Allenfalls finden sich in den Portraits die hohe Stirn wieder, der Haaransatz, die dunkelbraunen Augen und der kleine Mund.

© Christoph Wilhelmi, Stuttgart 2020

Literatur
Bartolomé Benassar/Bernard Vincent: Spanien 16. Und 17. Jahrhundert. Stuttgart 1999
wikipedia.org/wiki/Elisabeth von Valois (24.1.2017)
Alexandra Zvereva: Les Clouet de Catherine de Médicis. Paris 2002

Bildnachweis
mutualart.com/Artist/Hans-Eworth/24D38F7929280231
wikimedia.org/wiki/File:Isabel_de_Valois2..jpg (28.5.2020)