Erstveröffentlichung

Cornelis Engelbrechtz
Elisabeth Mertens

26.01-Eng-Mertens 240Formal gleichrangig ist das Portrait von Frau de Voocht (Öl auf Holz 95 x 35 cm. Musée Royale des Beaux-Arts, Brüssel. 1518) ausgefallen. Offenbar stammte Elizabeth Mertens aus einer der angesehenen Familien der Handelsstadt. Aber diese Frau teilt das Schicksal ihrer Zeitgenossinnen: Sie wird vornehm gekleidet und tritt zur Repräsentation in Erscheinung. Aber woher sie stammt und was sie bewirkt hat, wurde nicht aufgezeichnet ─ war privat und damit tabu.

Über die Mitgift trug auch sie zum Wohlstand der Familie bei, der sich in ihrer Ausstattung und in dem Interieur widerspiegelt. Formal schlicht schwarz/weiß gekleidet, spricht vor allem der gewichtige Schmuck: Der Gürtel ist eine komplizierte Juwelierarbeit und wird mit einer aufwändigen Brosche geschlossen. Daran hängen sechs Perlenketten, die in eine kleine Riechkugel münden (s. Motiv Riechkugel). Das Gehänge ist so schwer, daß dazu ein Beistelltisch erforderlich ist. Ihr mit in die Ehe gebrachtes Immobilienvermögen ist an den vier Ringen abzulesen.

Dagegen bildet ihre schlichte weiße Haube den Kontrast sowie das schwarze Kleid. Ihr Portrait gibt nur ihr Alter preis: 40. Das 1518 gemalte Bilderpaar wird jedoch nicht das Hochzeitsbild sein; Der Zeitpunkt wurde nicht überliefert, wie auch ihr Sterbejahr. Aus welchem Anlaß das Portrait in Auftrag gegeben wurde, bleibt mangels Informationen offen. Aber auch darin ist dieses Portrait stilbildend, wie die zahlreichen Halbportraits von Frauen prominenter Kölner zeigen, die Bartholomäus Bruyn d. Ä. (s. Essay Die Portraits von Bartholomäus Bruyn und das Umfeld des Künstlers) geschaffen hat. Wohl aus Kostengründen fehlen bei den Bruyn-Portraits die erzählfreudigen Hintergründe.

© Christoph Wilhelmi, Stuttgart 2020

Literatur
s. Beitrag Cornelis Engebrechtz.: Jakob de Voocht

Bildnachweis
Godefridus J. Hoogewerff: Noord-Nederlandsche Schilderkunst. s’Gravenhage. Bd. III 1939 Abb.95