Erstveröffentlichung
Bartholomäus Bruyn d. Ä.
Petrarca Etzbach
Ungeklärt ist, wie das Erzbischöfliche Museum in Kremsier (heute Kromĕříż/Slowakei) in den Besitz dieses Bildnis eines Mannes mit Handschuhen (Öl auf Holz, 31,5 x 40 cm, oben gerundet. 1538 datiert. Westhoff-Krummacher Nr. 37) gelangt ist. Es zeigt einen robusten Mann, der auf den Betrachter herabschaut, mit Kinnbart und flachem dunklen Barett. Dazu trägt er einen breiten Schulterpelz über der dunklen Schaube. Wie mehrfach bei Bruyn legt er die Hände übereinander auf eine angeschnittene Tischplatte. Die linke Hand zeigt am Mittelfinger einen Ring; die Rechte umklammert ein Paar Handschuhe.
Die Inschrift zu beiden Seiten des Kopfes zeigt in Mundhöhe links den Text ANNO 1538 und rechts AETATIS SVAE 33. Daraus geht hervor, daß der Mann 1505 geboren sein muß. Subjektiv würde man den Mann allerdings auf über 40 Jahre schätzen. Es gibt eine Reihe von Personen, von denen man weiß, daß sie 1505 geboren sind und im Umfeld Bruyns im Raum Köln tätig waren. Da viele aus anderen Gründen ausscheiden, kommt die höchste Wahrscheinlichkeit einem Advokaten zu. Daß der Porträtierte diesen Beruf ausübte, bestätigen die Handschuhe.
Petrarca Etzbach stammt aus einer betont humanistischen und daher gebildeten Familie, wie schon der Vorname anzeigt. Er hatte einen Rechtsanwalt gleichen Namens zum Vater, der am Hofgericht in Münster zugelassen war. Der Sohn promovierte zum Abschluß seines Studiums und arbeitete in den 30er Jahren als Ratgeber in der Verwaltung des Erzbistums Köln. »Hier war er als einer der Ermittler im großen Rechtsstreit um den Kölner Juraprofessor Nicolaus Steinwick tätig, gegen den eine Zensur ausgesprochen worden war« (Kloosterhuis S.150ff). Langwierig waren für ihn auch die Versuche einer Kompetenzabgrenzung der verschiedenen Kölner Rechtsbehörden, für die Etzbach den Auftrag hatte.
Außerdem war Etzbach über Jahre für den Grafen Dietrich von Manderscheid-Schleiden tätig, der ebenfalls von B. Bruyn gemalt wurde (s. Beitrag Bruyn, Manderscheid). Durch die guten Kontakte des Grafen zum erzbischöflichen Hof in Bonn war er auch für diesen ein wichtiger Mittler.
Bedauerlicherweise ließ sich auf Grund der lückenhaften Überlieferung das Persönlichkeitsbild nicht ausweiten. Immerhin spricht einiges im Portrait für P. Etzbach:
das Geburtsjahr, die übereinstimmende Region für Bruyn und Etzbach sowie die Handschuhe der Juristen als Unterhändler.
© Christoph Wilhelmi, Stuttgart 2024
Literatur
Elisabeth M. Kloosterhuis: Erasmusjünger als politische Reformer: Humanismusideal und Herrschaftspraxis am Niederrhein im 16. Jahrhundert. Köln/Weimar/Wien 2006Hildegard Westhoff-Krummacher: Barthel Bruyn d. Ä. als Bildnismaler. München 1965
Bildnachweis
Hildegard Westhoff-Krummacher: Barthel Bruyn d. Ä. als Bildnismaler. München 1965 S.125