Erstveröffentlichung
Bartholomäus Bruyn d. Ä.
Johannes Lilien
An unbekanntem Standort befindet sich dieses Bartholomäus Bruyn-Portrait eines würdigen Humanisten (Öl auf Lw. 32 x 40 cm, oben gerundet, 1539 datiert. Westhoff-Krummacher Nr. 16). Der Dargestellte trägt ein breites, flaches Barett und über dem schwarzen tabard einen breiten Schulterpelz. Seiner Garderobe nach zu urteilen stammt er aus begütertem Haus; der gestickte, edle Stehkragen sowie ein Ring am linken Zeigefinder lassen auf Grundbesitz schließen. Als Besonderheit tritt im Bild ein gefalteter Brief hervor, den die angehobene rechte Hand sozusagen aus dem Bildrahmen wie aus einem Fenster dem Betrachter hinhält. Dieses Dokument kann eine Urkunde sein, vor allem aber gibt sie den Hinweis auf einen Akademiker, der sich überwiegend schriftlich äußert.
Da das Bildnis über dem Barett mit 1530 datiert ist und auf der Rückseite vermerkt wurde: Als ich hadt / diese Gestalt / was ich 46 Jaer alt, ist das Geburtsjahr leicht zu bestimmen: 1484. Trotzdem half diese Information bisher nicht weiter, weil vor der damaligen Jahrhundertwende keine Geburtsregister angelegt wurden. Doch dank der Auflistung der Erasmusjünger durch Kloosterhuis ließ sich der Personenkreis eingrenzen. Aber fast alle zehn infrage kommenden Kandidaten weisen kein exaktes Geburtsjahr auf; sie beruhen auf Annahmen. Vorausgesetzt, Johannes Lilien aus dem westfälischen Werl hat sein Studium erst vergleichsweise spät aufgenommen, könnte er der von Bruyn porträtierte Mann sein. Bekannt ist bisher nur, daß er 1505 sein Studium in Köln begann und 1530 promovierte. Mit einiger Wahrscheinlichkeit kann man annehmen, daß er an anderem Ort bereits eine Ausbildung durchlaufen hatte, als er nach Köln kam, denn auffallend ist, daß er als Jurist sofort nach seinem Examen einen Lehrstuhl in seinem Fach angeboten bekam. Das Dokument in seiner Hand wäre dann die Bestallung.
Offenbar war Lilien kirchentreu, denn sein Amt war verknüpft mit der Dekanei St. Severin in Köln d.h. der Lehrstuhl wurde von dort aus finanziert. Bald danach trat Lilien in den Dienst des Erzbischofs von Köln, dem vorsichtigen Reformer Hermann von Wied (1477 ─ 1552). Daß Liliens Vita in das Werk von Kloosterhuis aufgenommen wurde, besagt, daß auch er zu den Reformern aus dem Umkreis von Erasmus von Rotterdam (1466/69 ─ 1536) gehörte (s. Essay B. Bruyn). Allerdings erwähnt Kloosterhuis einschränkend, »daß er zur katholischen Fraktion innerhalb der kurkölnischen Kanzlei zählte«. Lilien blieb nämlich dort im Amt, als Hermann von Wied auf Druck des Kaiser Karl V. zur Abdankung gezwungen wurde und manche seiner Mitarbeiter sich ebenfalls zurückzogen.
© Christoph Wilhelmi, Stuttgart 2024
Literatur
Elisabeth M. Kloosterhuis: Erasmusjünger als politische Reformer: Humanismusideal und Herrschaftspraxis am Niederrhein im 16. Jahrhundert. Köln/Weimar/Wien 2006
Hildegard Westhoff-Krummacher: Barthel Bruyn d. Ä. als Bildnismaler. München 1965
Bildnachweis
Hildegard Westhoff-Krummacher: Barthel Bruyn d. Ä. als Bildnismaler. München 1965 S. 110
Bartholomäus Bruyn d. Ä.
Johannes Lilien
An unbekanntem Standort befindet sich dieses Bartholomäus Bruyn-Portrait eines würdigen Humanisten (Öl auf Lw. 32 x 40 cm, oben gerundet, 1539 datiert. Westhoff-Krummacher Nr. 16). Der Dargestellte trägt ein breites, flaches Barett und über dem schwarzen tabard einen breiten Schulterpelz. Seiner Garderobe nach zu urteilen stammt er aus begütertem Haus; der gestickte, edle Stehkragen sowie ein Ring am linken Zeigefinder lassen auf Grundbesitz schließen. Als Besonderheit tritt im Bild ein gefalteter Brief hervor, den die angehobene rechte Hand sozusagen aus dem Bildrahmen wie aus einem Fenster dem Betrachter hinhält. Dieses Dokument kann eine Urkunde sein, vor allem aber gibt sie den Hinweis auf einen Akademiker, der sich überwiegend schriftlich äußert.
Da das Bildnis über dem Barett mit 1530 datiert ist und auf der Rückseite vermerkt wurde: Als ich hadt / diese Gestalt / was ich 46 Jaer alt, ist das Geburtsjahr leicht zu bestimmen: 1484. Trotzdem half diese Information bisher nicht weiter, weil vor der damaligen Jahrhundertwende keine Geburtsregister angelegt wurden. Doch dank der Auflistung der Erasmusjünger durch Kloosterhuis ließ sich der Personenkreis eingrenzen. Aber fast alle zehn infrage kommenden Kandidaten weisen kein exaktes Geburtsjahr auf; sie beruhen auf Annahmen. Vorausgesetzt, Johannes Lilien aus dem westfälischen Werl hat sein Studium erst vergleichsweise spät aufgenommen, könnte er der von Bruyn porträtierte Mann sein. Bekannt ist bisher nur, daß er 1505 sein Studium in Köln begann und 1530 promovierte. Mit einiger Wahrscheinlichkeit kann man annehmen, daß er an anderem Ort bereits eine Ausbildung durchlaufen hatte, als er nach Köln kam, denn auffallend ist, daß er als Jurist sofort nach seinem Examen einen Lehrstuhl in seinem Fach angeboten bekam. Das Dokument in seiner Hand wäre dann die Bestallung.
Offenbar war Lilien kirchentreu, denn sein Amt war verknüpft mit der Dekanei St. Severin in Köln d.h. der Lehrstuhl wurde von dort aus finanziert. Bald danach trat Lilien in den Dienst des Erzbischofs von Köln, dem vorsichtigen Reformer Hermann von Wied (1477 ─ 1552). Daß Liliens Vita in das Werk von Kloosterhuis aufgenommen wurde, besagt, daß auch er zu den Reformern aus dem Umkreis von Erasmus von Rotterdam (1466/69 ─ 1536) gehörte (s. Essay B. Bruyn). Allerdings erwähnt Kloosterhuis einschränkend, »daß er zur katholischen Fraktion innerhalb der kurkölnischen Kanzlei zählte«. Lilien blieb nämlich dort im Amt, als Hermann von Wied auf Druck des Kaiser Karl V. zur Abdankung gezwungen wurde und manche seiner Mitarbeiter sich ebenfalls zurückzogen.
© Christoph Wilhelmi, Stuttgart 2024
Literatur
Elisabeth M. Kloosterhuis: Erasmusjünger als politische Reformer: Humanismusideal und Herrschaftspraxis am Niederrhein im 16. Jahrhundert. Köln/Weimar/Wien 2006
Hildegard Westhoff-Krummacher: Barthel Bruyn d. Ä. als Bildnismaler. München 1965
Bildnachweis
Hildegard Westhoff-Krummacher: Barthel Bruyn d. Ä. als Bildnismaler. München 1965 S. 110