Barthel Beham
Nikolaus Schienen

77.05-Beham-Schienen 240Zwei Drittel des Bildnis eines 37jährigen Mannes (Öl auf Holz 59 x 44 cm. Privatbesitz, Deutschland) von Barthel Beham (1502─1540) umfaßt als schwarzen Sockel für den Kopf nur die Soutane, oben geschlossen. Unverkennbar: ein Kleriker. Auf dem Kopf trägt er ein schwarzes Barett, so daß seine ausgeprägte Physiognomie als helle Fläche deutlich hervorscheint. B. Beham läßt die Person sich als distanziert gebenden, aber seiner Sache sicher fühlenden Mann erscheinen. Alles konzentriert sich auf Augenpaar, Nase und Mund. Sie ergeben ein sprechendes Portrait. Dennoch schien es unmöglich, seine Identität zu klären, wohl weil kein Vergleichsbild verfügbar ist.

Als einziger Zugang zum Bild verbleibt eine weitgehend vergangene Inschrift. Sie lautet: DIESER PILDNIS ALTER 37 IAR · 1528. Daraus ergibt sich als Geburtsjahrgang: 1491. Liselotte Fudickar vermutet, es handle sich bei dem Dargestellten um einen Sohn von Philipp dem Aufrichtigen von der Pfalz. Er hatte zwar 14 Kinder mit Margarethe von Baiern-Landshut; im Jahr 1491 aber bekamen sie keinen Sohn, sondern die Tochter Barbara. Damit ist diese Auflösung hinfällig.

Im Laufe der Suche kamen auf Grund ihres Alters die Kleriker Conrad von Bibra (1490─1544) und Nikolaus Schienen (1491─1556) infrage. Ein Vergleichsbild von Bibra sprach jedoch gegen ihn als Kandidat. Schienen wurde in Zell an der Mosel geboren und studierte Theologie in Erfurt und Heidelberg. Anschließend ging er nach Italien und erweiterte sein berufliches Spektrum durch ein Jurastudium in Siena. Dort promovierte er zum Dr.jur.utr. (beider Rechte). 1514 wurde er als Pfarrer in Steinborn (Erzbistum Köln) eingesetzt. 1546 wechselte er in den Weinort Kröv, der zum Erzbistum Trier gehörte. Der dortige Erzbischof Richard von Greiffenclau wußte Schienens Fähigkeiten zu nutzen und machte ihn zu seinem Sekretär und 1519 zum Weihbischof. Als Auszeichnung erhielt er den Rang eines Titularbischofs von Azot. Die Trierer Bischofswürde kam für ihn nicht infrage, weil diese Stellung Adligen vorbehalten war. Da die Nachfolger Greiffenclaus teilweise nicht über die Weihen verfügten, nahm Schienen die Pontifikalhandlungen vor. Als Theologe und Jurist engagierte sich Schienen in der Bistumsreform und stieg 1548 zum Leiter der Diözesansynode auf.

Die durch die Reformation in Gang gekommenen Umwälzung brachte die katholische Kirche im Bistum Trier in unzählige Schwierigkeiten, vor allem bei der linkPaopietrvrheinischen Entwicklung der Reformation zum Calvinismus, welche das Erzbistum schwächten. In dieser Zeit wurde Schienen ein weiteres Amt auferlegt, die Leitung der Interims-Visitationskommission für Nassau, der kein Erfolg beschieden war. 1556 starb Schienen in Kröv und wurde in der Liebfrauenkirche in Trier bestattet.

© Christoph Wilhelmi, Stuttgart 2019

Literatur
Kurt Löcher: Barthel Beham. Berlin 1999
Wolfgang Seibrich. In: Erwin Gatz (Hg.): Die Bischöfe des Hl Römischen Reiches 1448─1648. S. 87

Bildnachweis
Kurt Löcher: Barthel Beham. Berlin 1999 Abb.81