Accademia degli Unisoni
dt. der Gleichgestimmten
1608 Venedig

Die Überlieferung ist bruchstückhaft. Am Anfang standen zwei Diskurse auf der Bühne.: Matteo Dandolos ´In lode delle lagrime´ und Francesco Loredanos ´In lode del Canto´. Sie wurden aufgeführt in der Casa Strozzi. Bei diesen Bühnengesprächen traten Mitglieder in den Rollen von Apollo, Aristoteles, Platon, Guicciardini, Seneca, Bernia, Venier u.a. auf.
1731 griff eine Gruppe von Musikern auf den Titel ´unisoni´ zurück.

Beteiligte
Francesco Belli
Francesco Carmeni
Emmanuele Antonio Cicogna
schrieb einige Texte für Strozzi, darunter eine Satire auf Strozzi und seine Frau Barnaba.
Tommaso Cocco
Matteo Dandolo
Clemente.Moli
Vincenzo Moro
Ferrante Pallavicino
Antonio Ricco
Francesco Paolo Speranza
Giulio Strozzi
studierte in Florenz, war dort Studentenvertreter und gehörte außerdem zur → Accademia degli Ordinati in Rom.
Giambattista Torretti
Paolo Vendramin

Literatur
Michele Maylender: Storia delle Accademie d’Italia. Bologna 1926-30



Accademia degli Uranici
dt. der Himmlischen
um 1507 Venedig

Der gefeierte Dichter Torquato Tasso nahm eine Einladung aus Venedig an und besuchte die Uranici. Sein Auftritt war zur Wiederbelebung der Gruppierung gedacht; über die Vorstufe gibt es jedoch keine Angaben. Tassos Rede Oratione della Felicità wurde gedruckt. Er bezog sich darin, auf die Figur der Elektra des Sophokles.
Agostini empfahl der Akademie eine Imprese der 8 Sphären und das Motto: MENS AGITAT MOLEM (der Verstand geht gegen Schwierigkeit vor).
In einer symbolischen Geste konsekrierte der Patriarch von Aquileja, Giovanni Grimani, die Akademie. Tasso überreichte ihr als Ansporn eine Ausgabe von Dichtungen Cino Sinibaldis aus Pistoia.
Das Wissen, wer an dieser Akademie alles beteiligt war, ist leider verloren gegangen.

Teilnehmer
█Agostini
P. Isidoro Rotta
gehörte den Minderbrüdern vom Konvent S. Francesco della Vigna an. Möglicherweise war der Konvent auch der Treffpunkt.

Literatur
Michele Maylender: Storia delle Accademie d’Italia. Bologna 1926-30


Accademia di Urbino
Hilfsname
ca. 1472 ─ 1508 Urbino

urbino Acca 240Pedro Berruguete (?): Vorlesung am Hofe
von Urbino. Öl auf Holz 130 x 212 cm.
Hampton Court
Daß es zu Lebzeiten von Federico da Montefeltro eine Akademie in Urbino gab, wird allgemein angenommen; es liegen nur kaum beschreibende Zeugnisse dazu vor. Auch Maylender konnte dazu keine Angaben liefern. So bleibt nur eine Rekonstruktion derselben übrig auf Grund von Bildmaterial.

Sie gehört zu den frühen Akademien und ist den besonders aufgeschlossenen Herzögen Montefeltro und Rovere zu verdanken. Einige Camaldulenser-Eremiten hielten Disputationen ab u.a. über das Thema ´Die Stadt und ihre Bürger´, an der auch Cristoforo Landino beteiligt war.
Die Akademie verfügte über eine exquisite Bibliothek dank des biliophilen Sammeleifers von Federico da Montefeltro. Ihr erster Historiograph war der Prior Giovanni Gianni. Die Dispute fanden vorwiegend im Studio des Convents San Francesco statt. Die Phase endete mit dem Tod von Francesco Maria I. della Rovere in Pesaro 1538, wurde aber später fortgesetzt (→ Accademia degli Assorditi).

 Seit 1853 verfügt die Queen in Hampton Court über ein Gemälde, das eine Vorlesung am Hofe von Urbino zum Thema hat. Es handelt sich um eine Darstellung von Pedro Berruguete und ist daher vor 1482 entstanden, denn im Todesjahr von Federico kehrte Berruguete nach Spanien zurück. Die figürliche Szene zeigt im Nahbereich sieben Personen im Profil, die einem Vortragenden lauschen und weitere drei stehend in der Türöffnung. Irmlind L. Herzner nimmt an, daß es sich urbino-1 240Francesco di Giorgio Martini: Federico da
Montefeltro mit Cristoforo Landino (?).
Buchillustration in den ´Disputationes
Camaldulenses´ (Vat.Urb. lat.508).
»Das Blatt hält eine für Federicos Umgang
mit Literaten und Künstlern sehr typische
Szene fest« ( Herzner S. 299).
bei dem stehenden Vortragenden um Antonio Bonfini handelt. Ihm gegenüber sitzen Federico da Montefeltro und sein Sohn Guidobaldo und hören ihm zu. Bei den dahinter (sozusagen in der zweiten Reihe) Sitzenden handelt es sich wohl um Repräsentanten des herzoglichen Hofes. In Betracht kommen dafür der Biograph Federicos, Pierantonio Paltroni (1400/10 ─ 1478), der seit 1434 für Guidantonio da Montefeltro tätige und als principale cancelliere für Federico arbeitende Cristoforo Landino. Von der Kopfbedeckung und vom Alter her könnte der mittlere der Sitzenden Ottaviano Ubaldini sein, zumal er die gleiche Mütze trägt wie sein Bruder.
Bei der Akademie handelte es sich um eine lose Gruppierung, die ohne Satzung funktionierte, da Montefeltro als Herzog sowohl Gründer als auch Leiter war. »Eine von Federico nach dem Vorbild der neuplatonischen Akademie in Florenz gegründete Institution in Urbino mit angesehenen Mathematikern und Philosophen als Lehrern für den eigenen Sohn und junge Adlige unterstreicht sein Interesse und seinen Bemühungen um die antike Wissenschaft und ihre zeitgemäße Vermittlung« (Herzner S. 384).
Als Beispiel führt Herzner einen Vorgang an, der aktenkundig ist. »Bonfini hatte seine Rede im Winter 1477/78 in Gubbio in Anwesenheit des Herzogs und seines Bruders, des Thronfolgers und des Hofstaates gehalten; das Bild wäre thematisch als Demonstration der intellektuellen Atmosphäre des urbinatischen Hofes zu verstehen« (Herzner S. 346). Unter der Herrschaft des Sohnes Guidobaldo wurden solche Veranstaltungen fortgesetzt.

urbino-2 240Francesco di Giorgio Martini:
Doppelportrait der Brüder Ottaviano
Ubaldini und Federico da Montefeltro.
Marmorrelief. Galleria nazionale delle
Marche, Urbino
Teilnehmer

Pietro Bembo 1470 ─ 1547 (Dauer ermitteln)
war ein bedeutender Humanist und Dichter in der Nachfolge Petrarcas, der sich für ein ciceronianisches Latein aussprach (→ Ciceroniani). Er wurde zum Kardinal erhoben.
Antonio Bonfini
hielt 1477/78 eine Rede vor der höfischen Versammlung.
Piero della Francesca ca. 1416 ─ 1492
gehört zu den Theoretikern der Kunst der Frührenaissance. Einige seiner Hauptwerke galten Federico da Montefeltro.
Baldassare Castiglione 1478 ─ 1529
kannte sich an den Höfen Oberitaliens glänzend aus und schrieb ´Il Cortegiano´.
Federico Gallo
war Sekretär bei Federico da Montefeltro bzw. bei Guidobaldo I. (1472 ─ 1508).
Cesare Gonzaga 1475 ─ 1512
übte bei Hofe Funktionen ziviler, militärischer und diplomatischer Art aus. 1506/07 organisierte er einen furiosen Karneval am Hof von Urbino.
Elisabetta Gonzaga 1471 ─ 1526
war die Schwester von Cesare und Frau von Guidobaldo da Montefeltro. Sie zog Literaten an den Hof.
 Scipione Lancelotti 1527 ─ 1598
war Sekretär bei Federico da Montefeltro.
Cristoforo Landino 1425 ─ 1498
war Professor für Poetik und Rhetorik in Florenz.

Federico da Montefeltro 1422 ─ 1482
war als Herzog von Urbino ein erfolgreicher Heerführer, aber auch Friedensstifter in Italien.
Guidobaldo da Montefeltro 1472 ─ 1508
war Sohn und Nachfolger des Herzogs Federico.
Luca Pacioli 1445 ─ 1517
war ein überragender Mathematiker und zeitweilig Lehrer von Guidobaldo da Montefeltre.
Das Doppelportrait (49 x 120 cm. 1495) von Jacopo de‘Barbari befand sich früher in Urbino und heute im Museo Capodimonte, Neapel.
Pierantonio Paltroni 1400/10 ─ 1478
war Biograph von Federico da Montefeltro.
Ottaviano Ubaldini della Carda, Conte
war Federicos jüngerer »hochgebildeter und belesener Bruder« (Herzner). Er galt als »die intellektuelle Instanz am urbinatischen Hof« (Herzner S. 285). In seiner Jugend am Mailänder Hof trug er eigene Gedichte vor.

Literatur
Jan Lauts/Irmlind Luise Herzner: Federico da Montefeltro, Herzog von Urbino. München/Berlin 2001
Michele Maylender: Storia delle Accademie d’Italia. Bologna 1926-30
Bildnachweise
Jan Lauts/Irmlind Luise Herzner: Federico da Montefeltro, Herzog von Urbino. München/Berlin 2001 S. 208 oben
discoveringdisegn o.wordpress.com/2013/02/01/francesco-di-giorgios-poetry/ (5.2.2021)
wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f0/Francesco_di_Giorgio_Martini_(attribuito)%2C_Federico_di_Montefeltro_e_Ottaviano_Ubaldini_02.jpg (5.2.2021)
Luftbild Urbino von Westen (Rückseite Schutzumschlag Lauts/Herzner)